Ort, Kanton | Ormont-dessous, VD | Koord. Talstation | 573.564/137.817 ; 1420 m.ü.M | Koord. Bergstation | 571.757/137.874 ; 1870 m.ü.M |
| Einstufung | Regional | Besuch | 09.04.2009 tb | Inventar | 21.11.2010 zk |
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| Baujahr | | Erstinbetriebsetzung | 1959 | Umbauten | 1975 |
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Situation
Beschreibung der Anlage
Das sumpfige Plateau des Col des Mosses zwischen dem Mont d'Or und dem Pic Chaussy auf dem Gebiet der Waadtländer Gemeinde Ormont-dessous bildet den Übergang vom Rhonetal (Aigle) ins Pays d'Enhaut (Château-d'Oex) und ist zugleich europäische Hauptwasserscheide zwischen Rhone und Rhein. Das Pass-Dorf, eine Anhäufung von Hotel- und Ferienhausbauten, ist Zentrum eines beliebten Fremdenverkehrsgebiets der Waadtländer Alpen. Der Umstand, dass der Pass seit 1869 über eine Fahrstrasse erreichbar ist, begünstigte den Bau von Touristenunterkünften und die Entwicklung des Fremdenverkehrs. Der kommerzielle Ausbau des Wintersports begann jedoch erst im Winter 1939 mit der Einrichtung einer Schlittenseilbahn (Funi), um kurz darauf aufgrund des Zweiten Weltkriegs wieder zu stagnieren. Mehr als zehn Jahre nach dem Funi wurde ein erster Skilift im Gebiet des Col des Mosses installiert; einen richtigen wintertouristischen Aufschwung erfuhr der Col des Mosses erst ab Ende der 1950er-Jahre. In die Zeit des Aufschwungs gehört auch die Errichtung des vom französischen Hersteller POMA stammenden Skilifts in Les Parchets, gegenüber der reformierten Kapelle von Mosses (1911 erstellt).
Der 1959 installierte Lift mit kuppelbaren Tellerstangen führt von der Pass-Strasse auf 1'420 in westlicher Richtung weit in den lawinengefährdeten Hang hinein auf 1'870 m ü. M., direkt unter den Gipfel des Gros Van (l'Ecuale). Die Strecke ist geradlinig und grossmehrheitlich auf unbewaldetem Weid- respektive Alpgebiet angelegt. Um die eindrückliche Länge zu bewältigen, ist der Skilift mit insgesamt 21 Stützen bestückt.
Die Stützen bestehen aus Rundrohren; an ihren Schäften sind Fachwerkausleger angebracht, die die Rollen tragen. Wie bei allen kuppelbaren Liften von POMA wird das Rücklaufseil gegenüber der Bergrichtung auf einem höheren Niveau geführt. Beim POMA'schen Liftsystem sind die Schleppvorrichtungen (Tellerstangen) in der Talstation auf einer Schiene gesammelt und werden für die Benützung auf das Seil gezogen. Infolge des Zuggewichts klinken sich die Schleppstangen am Förderseil ein; da bereits das Eigengewicht der Schleppstangen ausreicht, fahren sie nach dem Aufzugsvorgang selbständig zur Talstation zurück. Der in der Talstation angelegte Antrieb wurde wegen des Wunsches nach grösserer Beförderungskapazität 1975 ersetzt. Aus dieser Nachrüstungsphase, die ebenfalls vom Hause POMA ausgeführt wurde, stammen auch die Stationseinrichtung am Berg mit der Gewichtsabspannung, die Klemmvorrichtungen (Mitnehmerhülsen) und Gehänge sowie die Steuerung und die Fernüberwachung.
Während die Bergstation offen ausgebildet ist, werden die Stationskomponenten im Tal von einer Schutzbaute umhüllt. Das Talstationsgebäude weist die für alpine und voralpine Ferienhaus- und Infrastrukturbauten im mittleren 20. Jahrhundert typische Form eines steilwandigen Zeltes auf. Das Gebäude erhebt sich über einem betonierten, weiss gestrichenen unteren Teil; die Dachhülle ist in einer giebelseitig mit einer Holzschalung eingewandeten und mit Zementfaserplatten eingedeckten Holzkonstruktion ausgeführt. Massive, seitliche Streben manifestieren die Tragstruktur. Dem zeltförmigen Baukörper ist talseitig ein niedriger Trakt angegliedert; bergseitig ist ihm ein vorzeichenartiger, mit Blech eingedeckter Anbau vorgestellt.
Gesamtwürdigung
POMA installierte in der Schweiz erst ab 1956 ihre kuppelbaren Tellerstangenlifte. Mit dem Jahrgang 1959 ist der Skilift Les Parchet I beim Col des Mosses eine der ältesten POMA-Anlagen in der Schweiz. Weil sich in den Folgejahren das POMA'sche Prinzip nicht wesentlich veränderte und die Nachrüstungen von 1975 vom ursprünglichen Hersteller stammen, stellt die Anlage auf dem Col des Mosses trotz jüngerer Modifikationen nach wie vor ein beachtliches seilbahntechnisches Zeugnis und einen repräsentativen Vertreter des sogenannten „französischen Liftsystems“ dar.
Der nah unter den Gipfel des Gros Van führende Skilift ist die älteste Aufzugsanlage im attraktiven Skigebiet des Col des Mosses. Seine auffällige und sorgfältig ausgeführte Talstation bildet zusammen mit der gegenüberliegenden Kapelle gewissermassen von Süden her das Tor zum Pass-Dorf Les Mosses.
Bewertung
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) | | Erstanlage am Osthang des Gebirgszugs Mont d'Or (Van du Mont d'Or) |
Linienführung: Planung, Umsetzung | | relativ lange, gerade Strecke; Linienführung an lawinengefährdetem Hang; weit in den Kessel hinein |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | sogenannt "französisches Skilift-Prinzip": an ein umlaufendes Förderseil geklemmte Metallstangen mit Sitzteller; Sammlung der Tellerstangen in der Talstation ("garagiert"); einklinken der Tellerstangen am Seil (einkuppeln); Rundrohrstützen: Rollen an Jochen fixiert; Seilrückführung höher als bei Bergfahrt; Gewichtsabspannung bei Bergstation; Antrieb bei Talstation |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller | | zählt zu den längeren Skiliften der Schweiz u. weist eine anspruchsvolle Linienführung auf; repräsentativer Vertreter des vorwiegend in der Westschweiz beliebten sogenannten "französischen Skilift-Prinzips" der Herstellerfirma POMA; beachtliche, von 1959 stammende Grundsubstanz u. einheitlich erneuerte Systemkomponenten von 1975 |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | - | - |
Architektur | | Talstationsgebäude in Form eines Steilwandzeltes, so wie sie zu dieser Zeit häufig bei Ferienhaus- oder Infrastrukturbauten angewendet wird; seitliche Verstrebungen offenbaren die Tragstruktur des Gebäudes; stirnseitig jüngere Vorbauten (Serviceraum talseitig, vorzeichenartiger Scherm bei Liftaufstieg); gegenüber dem Grossteil der "normalen Stationsarchitekturen" auffällig individuelle Lösung; das Stationsgebäude überhöht die mechanische Einrichtung des Skilifts; Bergstation offen |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | Mischkonstruktion: Massivbauweise u. Holzkonstruktion; Eindeckung mit Zementschieferplatten |
bautypologische Bedeutung | | mehrheitlich aus der ursprünglichen Erstellungszeit stammende Komponente des Skilifts mit jüngeren Anpassungen; individuelle Formensprache |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten | | Stützen u. Rollenbatterie aus der ursprünglichen Erstellungszeit 1959 |
Qualität der Nachrüstungen | | umfassende, aber einheitliche u. systemtreue POMA-Nachrüstungen 1975 wegen Steigerung der Förderleistung u. Optimierung der Linienführung |
funktionale Unversehrtheit | | in Betrieb |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | - | |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär | | wichtige Komponente der gut ausgerüsteten Infrastruktur für den wirtschaftlich bedeutsamen Wintertourismus im Gebiet des Col des Mosses |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts | | eine von mehreren Aufzugsanlagen am Osthang des Gebirgszugs Mont d'Or (Van du Mont d'Or); Konzentration von technischen Anlagen in der Landschaft um den Col des Mosses |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | | Skigebiet Col des Mosses mit verschiedenen Aufzugsanlagen u. Berggastwirtschaften; Verbindung mit Skigebiet Leysin |
Verkehrsnetze | | Zugang für motorisierten Individualverkehr über Passstrasse Aigle-Col des Mosses-Château-d'Oex; mit ÖV Zug bis Le Sepey, im Anschluss Busverkehr |
Anhang 1: Technische Daten
Strecke | | |
Betriebszweck | | Touristisch |
Streckenlänge (schief) | | 1820 m |
Höhendifferenz | | 450 m |
Spurweite (auf Stützen); Bergseilseite | | 4000 mm; rechts |
Anzahl Stützen | | 21 |
Stützenbautechnik; Stützenform | | Stahlrohr; T-Stütze |
Stützen Hersteller | | 1959; Poma |
Stützen-Rollenbatterie Hersteller | | 1959 ; Poma |
Hochbauten | | |
Talstation Name; Konstruktion | | 1959; Les Parchets I; Massiv (Beton/Mauerwerk), Holzbau |
Bergstation Name; Konstruktion | | 1975; L'Ecuale; Ohne Gebäude |
Seile | | |
Förderseil Anzahl; Durchmesser | | 1; 18 mm |
Antrieb | | |
Antrieb Ort | | in Talstation |
Motor Hersteller | | 1975; Leroy-somer |
Antriebstyp; Motorleistung | | Drehstrom-Schleiffring-Läufermotor; 110 kW |
Getriebe Hersteller | | 1975; Hansen |
Bremsen | | |
Mechanische Einrichtungen | | |
Förderseil Spannsystem | | Gewicht Bergstation |
Elektrotechnische Einrichtungen | | |
Steuerung Hersteller | | 1975; Roger Bovay (ERB) |
Fernüberwachungsanlage Hersteller | | 1975; Roger Bovay (ERB) |
Fahrbetriebsmittel | | |
Anzahl | | 188 |
Gehänge Hersteller | | 1975; Poma |
Klemmvorrichtung Hersteller; Typ | | 1975; Poma; Mitnehmerhülse |
Förderleistung | | |
Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit | | 4.0 m/s; 7.5 Min. |
Personenleistung | | 720 Personen/h |
Notwendiges Betriebspersonal | | 2 Pers. |
Anhang 2: Apparat
Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten
Anhang 4: Relationen
Anhang 5: Bildauswahl