Ort, Kanton | Braunwald, GL | Koord. Talstation | 719.197/200.895 ; 1420 m.ü.M | Koord. Bergstation | 718.428/201.100 ; 1570 m.ü.M |
| Einstufung | Regional | Besuch | 13.04.2009 tb | Inventar | 24.11.2010 zk |
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Betreiberin | Skilift Mattwald AG | Hersteller | Streiff |
| Baujahr | | Erstinbetriebsetzung | 1968 | Umbauten | 1988 |
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Situation
Beschreibung der Anlage
Auf einer Terrasse westlich über dem Linthal liegt die seit dem 1.1.2011 zur politischen Gemeinde Glarus Süd gehörende Dorfschaft Braunwald, die sich erst 1939 von der Muttergemeinde Rüti im Linthal gelöst und zu einer eigenständigen Bürgergemeinde formiert hatte. Seit dem mittleren 19. Jahrhundert begann sich Braunwald, unter anderem mit dem Angebot von Molkekuren (ab 1844) und Sanatorien (1897), als Fremdenverkehrsort zu etablieren. Um diesen Erwerbszweig erfolgreich betreiben zu können, mussten die Braunwalder ihre Zubringerwege optimieren: Bereits ab 1902 erleichterte eine mit Wasserballast betriebene Luftseilbahn den Warentransport, von 1907 an fuhr von Bad Stachelberg aus eine Standseilbahn zum Looch in Braunwald (Braunwaldbahn BrB, Ursprungsbahn erstellt vom Generalsunternehmer Josef Durrer aus Kägiswil). Für die erste Wintersaison in Braunwald 1928/1928 startete die BrB mit dem Ganzjahresbetrieb. Der systematische Ausbau von Aufzugs- und Transportanlagen zu und in der Feriendestination setzte in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre ein und dauerte auch während der Zeit des Zweiten Weltkriegs an. Spezifisch für den Skisport wurde 1936 ein Schlittenaufzug Hüttenberg-Grotzenbüel durch die Skischlitten AG installiert; 1941 folgte ein erster Skilift Niederschlacht-Bödeli. Der Ausbau und die Erstellung der meisten Sportanlagen erfolgten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Der grosse Anteil der in der Gemeinde Braunwald erstellten Aufzugsanlagen gehört der Sportbahnen Braunwald AG. Einzig der Skilift vom Sytli (Schwettiberg) zum Grotzenbüel von 1968 gehört der im Erstellungsjahr gegründeten Mattwald Skilift AG, der auch die Skischule Mattwald angeschlossen ist. Der Skilift Mattwald führt vom Dorfteil Schwettiberg von 1'420 auf 1'570 m. ü. M. zum Grotzenbüel und weist eine Streckenlänge von 813 m auf. Es handelt sich um einen Bügellift der aus dem Glarnerischen Schwanden stammenden Seilbahnunternehmung Streiff.
Die recht kurze Strecke mit einem leicht steilern Stück beim Einstieg und einem flacheren oberen Streckenteil verläuft geradlinig nordwestwärts. Das Förderseil wird von sieben Stützen getragen. Die Streiff'schen Skiliftstützen sind auffällige, in Form eines Y konstruierte, aus einem Rundrohrschaft und einem gespreizten Profilblechaufsatz zusammengesetzte T-Stützen mit Vierkantprofiljochen. Wie die Stützen sind auch die Rollenbatterien hauseigene Komponenten.
Die Umlenkung ist am Berg angeordnet und als offene Konstruktion konzipiert; die Station im Tal ist als kombinierte Antriebs- und Spannstation ausgebildet. Die Antriebs- respektive Spannwagenkonstruktion bildet zugleich das statische Gerüst der sie umhüllenden Baute. Antriebsgruppe und Bremswerk – eine simple Rücklaufsperre – gehören zum Grundbestand der Erstellungszeit. Die Schleppvorrichtungen hingegen wurden 20 Jahre nach der Errichtung anlässlich der Umstellung auf Selbstbedienungsbetrieb durch Langbügel ersetzt. Ihr Gehänge ist eine Zusammensetzung von mechanisch gebremsten Einzugsapparaten von Doppelmayr und Seilklemmen von Girak. Die von Frey in Stans gelieferten Komponenten Steuerung und Fernüberwachung leisten ihren Dienst seit den Anfängen des Lifts.
Das kompakte Talstationsgebäude weist die für alpine und voralpine Ferienhaus- und Infrastrukturbauten im mittleren 20. Jahrhundert typische Form eines steilwandigen Zeltes auf. Das als Stahlkonstruktion ausgeführte Tragwerk ist mit einer Bretterschalung überdeckt und mit Zementfaserplatten verrandet. Bis auf eine Tür und ein Fensterband ist das talseitige Giebelfeld geschlossen; zum Berg hin ist das Giebelfeld offen. Das schlanke Talstationsgebäude befindet sich mitten in einer Häusergruppe und ist trotz seiner eigenständigen Architektursprache gut im Umfeld integriert.
Gesamtwürdigung
Der Bügellift Mattwald, nach heutigem Wissensstand eine der wenigen und frühesten Skiliftanlagen des vor allem im Segment der Pendelbahnen starken Glarner Seilbahnherstellers Streiff, ist in einem eindrücklichen Masse aus der Erstellungszeit überliefert. Nebst seiner technikgeschichtlichen Bedeutung zeichnet sich die gepflegte Aufzugsanlage durch eine leichte, elegante und eigenständige Konstruktion aus. Der Streiff-Lift ist eine wesentliche Einrichtung im übersichtlichen, mit Sportanlagen gut ausgerüsteten und abwechslungsreichen Skigebiet von Braunwald. Der Mattwaldlift dient unter anderem auch als Zubringeranlage zu dem Hauptskigebiet von Braunwald und insbesondere zu dem ebenfalls von Streiff fabrizierten, fix geklemmten Zweier-Sessellift auf den Seblengrat (74.119).
Bewertung
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) |  | vom nordöstlichen Dorfteil Schwettiberg der auf einer Terrasse liegenden Siedlung Braunwald nach Grotzenbüel; Grotzenbüel ist ein Anlagenknotenpunkt, von dem aus der Seblengrat erreicht werden kann (vgl. 74.119); Zubringerlift |
Linienführung: Planung, Umsetzung |  | eher kurze, unspektakuläre u. gerade Strecke durch unbewaldetes Gebiet |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien |  | Abspannung Förderseil in Talstation; in die Dachkonstruktion des Talstationgebäudes integrierter Spannwagen: Brückenantrieb; offene Bergstation; auffällige Y-förmige gespreizte Stützen: Rundrohr-Schaft u. Dreieck (mit Joch) aus Vierkant-Profil |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller |  | eine der wenigen u. frühesten (nach heutigem Wissensstand vermutlich gar die erste) Skiliftanlagen von dem vorwiegend im Segment der Pendelbahnen sehr starken Glarner Seilbahnhersteller Streiff; grossteils überlieferter u. gepflegter Vertreter dieses Seilbahnherstellers |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | - | - |
Architektur |  | Talstationsgebäude in Form eines Steilwandzeltes, so wie sie zu dieser Zeit häufig bei Ferienhaus- oder Infrastrukturbauten angewendet wurde; gegenüber dem Grossteil der "normalen Stationsarchitekturen" auffällig individuelle u. zeittypische Lösung; mechanische Einrichtung des Skilifts u. das Stationsgebäude bilden eine Einheit, sind miteinander verquickt |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien |  | Mischkonstruktion: Stahl- u. Holzbauweise |
bautypologische Bedeutung |  | buchstäblich fixe u. aus der Bauzeit stammende Komponente des Skilifts; individuelle Formensprache |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten |  | alle wesentlichen u. aussagekräftigen Anlagekomponenten sind überliefert |
Qualität der Nachrüstungen |  | nach 20 Jahren Ersatz der Schleppvorrichtungen (Gehänge u. Klemmapparate Doppelmayr/Girak) |
funktionale Unversehrtheit |  | wird im Winter regelmässig eingesetzt |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen |  | der Seilbahnunternehmer Mathias Streiff aus Schwanden GL - u. zugleich VR-Mitglied der Braunwald Bahnen - hat (fast?) alle Anlagen in Braunwald erstellt; bisher noch eigenständige - von den Sportbahnen Braunwald AG unabhängige - Gesellschaft (Übernahme wird angestrebt) |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär |  | fester Bestandteil des Skigebiets Braunwald; seit dem ausgehenden 19. Jh. sanftes Wachstum des Fremdenverkehrsangebot; ideal für Familien |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts |  | harmoniert mit der Landschaft; ist aber eine Infrastruktur unter mehreren im gut ausgebauten Wintersportort Braunwald |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur |  | weitere Aufzugsanlagen der Sportbahnen Braunwald AG |
Verkehrsnetze |  | Hauptstrasse bis Linthal für motorisierten Individualverkehr; Standseilbahn Linthal-Braunwald als Hauptzubringer für das autofreie Braunwald auf einer Terrasse (seit 1969 Parkhaus); ÖV mit Bahnstation in Linthal-Braunwaldbahn; schliesst den Dorfteil Schwettiberg an das Skigebiet Braunwald an |
Anhang 1: Technische Daten
Strecke |  | |
Betriebszweck | | Touristisch |
Streckenlänge (schief) | | 813 m |
Höhendifferenz | | 150 m |
Spurweite (auf Stützen); Bergseilseite | | 3200 mm; links |
Anzahl Stützen |  | 7 |
Stützenbautechnik; Stützenform | | Stahlrohr; T-Stütze |
Stützen Hersteller | | 1968; Streiff |
Stützen-Rollenbatterie Hersteller |  | 1968; Streiff |
Hochbauten | | |
Talstation Name; Konstruktion |  | 1968; Sytli; Holzbau, Stahlkonstruktion |
Bergstation Name; Konstruktion |  | 1968; Grotzenbüel; Ohne Gebäude |
Seile | | |
Förderseil Anzahl; Durchmesser | | 1; 17 mm |
Antrieb |  | |
Antrieb Ort | | in Talstation |
Antriebstyp; Motorleistung | | Drehstrom-Schleiffring-Läufermotor; 40 kW |
Bremsen | | |
Mechanische Einrichtungen | | |
Förderseil Spannsystem | | Gewicht Talstation |
Elektrotechnische Einrichtungen | | |
Steuerung Hersteller | | 1968; Frey AG |
Fernüberwachungsanlage Hersteller | | 1968; Frey AG |
Fahrbetriebsmittel |  | |
Anzahl | | 39 |
Gehänge Hersteller | | 1988; Doppelmayr |
Klemmvorrichtung Hersteller; Typ |  | 1988; Girak; Festklemme |
Förderleistung | | |
Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit | | 2.8 m/s; 5 Min. |
Personenleistung | | 500 Personen/h |
Notwendiges Betriebspersonal | | 2 Pers. |
Anhang 2: Apparat
Archive |
- | IKSS Meiringen |
Literatur |
- | Anonym: Bahnen und Bähnchen am Boden und in der Luft, Version vom 10.07.2010, URL: http://www.braunwald.ch/de/navpage-BraunwaldBKT-HistoryBKT-48664.html |
- | Anonym: Historische Daten von Braunwald 1196 bis 1799, Version vom 10.07.2010, URL: http://www.braunwald.ch/de/navpage-BraunwaldBKT-HistoryBKT-48671.html |
- | Anonym: Historische Daten von Braunwald 1806 bis 1927, Version vom 10.07.2010, URL: http://www.braunwald.ch/de/navpage-BraunwaldBKT-HistoryBKT-48689.html |
- | Anonym: Historische Daten von Braunwald 1928 bis 1957, Version vom 10.07.2010, URL: http://www.braunwald.ch/de/navpage-BraunwaldBKT-HistoryBKT-48693.html |
- | Anonym: Historische Daten von Braunwald 1958 bis 1969, Version vom 10.07.2010, URL: http://www.braunwald.ch/de/navpage-BraunwaldBKT-HistoryBKT-48728.html |
- | Anonym: Historische Daten von Braunwald 1970 bis 1982, Version vom 10.07.2010, URL: http://www.braunwald.ch/de/navpage-BraunwaldBKT-HistoryBKT-48729.html |
- | Anonym: Gemeinde Braunwald heute, Version vom 10.07.2010, URL: http://www.braunwald.ch/de/navpage-BraunwaldBKT-HistoryBKT-150225.html |
Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten
Anhang 4: Relationen
Hersteller | Streiff | | Math. Streiff AG | | |
Anlage in der Nähe | 74.119 | US-2f | Grotzenbüel - Seblengrat, Braunwald | | |
Ähnliche Anlage | GL-GL-1-s | SL | Grossrüti, Glarus | | |
Anhang 5: Bildauswahl