In der weitläufigen, elf Dörfer umfassenden Berner Oberländer Gemeinde Sigriswil gehört der Wintersport nicht zu den wichtigsten Fremdenverkehrsangeboten. Dennoch verfügt die Gemeinde, deren Namen gebendes Dorf auf einer nach Südwesten orientierten Terrasse oberhalb des Thunersees liegt, über zwanzig Kilometer Skipiste und drei Skilifte. Beim Skigebiet Sigriswil-Schwanden handelt es sich um ein vergleichsweise junges Wintertourismus-Angebot: keine der Aufzugsanlagen ist älter als 40 Jahre (Baujahr 1970).
Der Skilift Wilerallmi-Alpiglen aus dem Hause Küpfer befindet sich weit ab vom Hauptort Sigriswil, an der Nordwestflanke des Sigriswiler Grates, in dem von technischen Infrastrukturen wenig belasteten Voralpengebiet über dem Thunersee. Er ist entweder über eine schmale Bergstrasse von Sigriswil her oder per Ski von dem näher beim Dorf Schwanden situierten, gleich alten Kurvenskilift von BACO Werrenäbnit-Surre (BE-SI-2-s) erreichbar.
Die Skiliftstrecke verläuft geradlinig entlang eines unbewaldeten Hanges mit regelmässiger Steigung von 1'182 auf 1'462 m ü. M.. Die 1'162 m lange Strecke ist mit 14, das Förderseil führenden Stützen bestückt. Küpfer-Stützen sind vergleichsweise einfache T-Stützen mit Rundrohrschäften und Normträger-Jochen. Der Antrieb ist in der Talstation angelegt und als eine im Gebäudeinnern untergebrachte Brückenkonstruktion ausgebildet. Die Abspannung des Lifts erfolgt mittels Gewicht bei der offenen Bergstation. Der Bügellift wurde noch nicht auf ein Selbstbedienungsregime mit Langbügeln umgerüstet, sondern weist nach wie vor die kurzen Bügel auf. Während die Seilklemmen des Typs Röhrs aus der Erstellungszeit stammen, wurden die einstigen Röhrs-Einzugsapparate nachträglich durch Borer-Gehänge mit Zahnrad-Hydropumpen ersetzt.
Das Talstationsgebäude ist heute ein unspektakuläres, multifunktionales und mit verschiedenen Annexen erweitertes Gebäude (Seilbahneinrichtung; Restaurant; Garage), dessen Kern aus Beton konstruiert ist und das mit einem Satteldach überdeckt ist. Partiell sind die Fassaden mit einer Holzschalung versehen. Beim Liftausstieg steht zudem für den Liftkontrolleur eine unauffällige, kleinvolumige Fahrnisbaute.
Die Firmengeschichte der Steffisburger Seilbahnunternehmung L. & P. Küpfer beginnt mit der Fabrikation kleinerer Pendelbahnen zur Erschliessung von Bergdörfern oder für Kraftwerksanlagen. Die Herstellung von Skiliften setzte erst später ein. Die ersten Skilifte konnte Küpfer in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre im Nahbereich des Firmenstandorts Steffisburg installieren. Auf dem Gebiet der Skilifttechnik erregte Küpfer mit seinem kurvengängigen Zweiseil-Lift Aufsehen. Dieses sehr aufwändige Liftprinzip konnte Küpfer jedoch zwischen 1976 und 1982 lediglich fünfmal ausführen. Der einzige noch erhaltene und in Betrieb stehende Vertreter dieses Typs befindet sich im Wallis am Hohstock (VS-NA-1-s). Von den geradlinigen Einseil-Bügelliften Küpfers sind zahlreiche Anlagen später massgeblich modifiziert worden. Obwohl der Wilerallmi-Lift nicht zu den ältesten und längsten Küpfer-Liften zählt, überzeugt diese Anlage aufgrund ihrer grossmehrheitlichen Überlieferung. Die von Küpfer stammende Aufzugseinrichtung Wilerallmi-Alpiglen ist daher aufgrund ihres eindrücklichen Erhaltungszustandes ein wertvolles technisches Denkmal und hinsichtlich der vielfältigen schweizerischen Skiliftfabrikation ein repräsentatives Zeugnis.
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) |  | schaffen eines Wintersportangebots in der Gemeinde Sigriswil, die - auf einer nach Südwesten orientierten Terrasse - primär als Sommerdestination geeignet ist; nur beschränkte Möglichkeiten: an der Nordwestflanke des Sigriswiler Grates, zwischen dem Dorf Schwanden (Gem. Sigriswil) u. Sigriswil |
Linienführung: Planung, Umsetzung |  | gute Lösung, da wenig Alternativen: gerade Linie über unbewaldetes Gelände; Nachbarlift des gleichzeitig erstellten, näher bei Schwanden situierten Kurvenlifts Werrenäbnit- Surre von BACO (BE-SI-2-s) |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien |  | konventionelle Anlage: Antrieb (Talstation) auf Brücke, die in die massiven Wände des Gebäudes eingespannt ist; Seilabspannung bei Bergstation; einfache Rundrohr T-Stützen mit Normträger-Jochen |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller |  | Küpfer begann erst in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre mit der Produktion von Skiliften: der Lift Wilerallmi-Alpiglen zählt zu den ältesten, integral erhaltenen Exemplaren dieses Herstellers; charakteristischer u. repräsentativer Küpfer Skilift |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | - | - |
Architektur |  | um Antriebsstation Gebäude; die mechanische Einrichtung des Skilifts u. das Stationsgebäude bilden eine Einheit, sind miteinander verquickt; bei der offenen Bergstation Fahrnisbaute für Kontrolleur |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien |  | Mischkonstruktion: Beton u. Holzkonstruktion; jüngerer, halb offener Vorbau; strassenseitig unter Anhenke Restauranteinbau |
bautypologische Bedeutung |  | Kernbau buchstäblich fixe Komponente des Skilifts, mit jüngeren Anbauten |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten |  | bis auf Fernüberwachungsanlage integral überliefert |
Qualität der Nachrüstungen |  | nur Fernüberwachungsanlage |
funktionale Unversehrtheit |  | wird im Winter regelmässig eingesetzt |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | - | - |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär |  | Teilsektor eines insgesamt vielfältigen, jedoch weitläufigen Fremdenverkehrsangebot (vom Solbad zur Langlaufloipe); interessante Destination in mittlerer Höhenlage; wichtige Ergänzung zum Hauptsegment Sommertourismus |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts |  | in sanft modelliertem, von Infrastrukturen mässig belastetem Gebiet |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur |  | Langlaufloipen u. andere Aufzugsanlagen: die insgesamt drei Lifte decken ein breites Pistenspektrum in mittlerer Höhenlage ab - vom dorfnahen Kinder-Skihang zum anspruchsvollen, zur Talstation hin steilen Gelände; die touristische Infrastruktur ist auf verschiedene Standorte in der weitläufigen Gemeinde verteilt: zum Beispiel die Solbäder Sigriswil u. Merligen |
Verkehrsnetze |  | komplizierte Erschliessung über die südöstlich von Sigriswil gelegene Ortschaft Wiler; eigentlich nur für motorisierten Individualverkehr geeignet |
Strecke |  | |
Betriebszweck | | Touristisch |
Streckenlänge (schief) | | 1162 m |
Höhendifferenz | | 280 m |
Bergseilseite | | links |
Anzahl Stützen |  | 14 |
Stützenbautechnik; Stützenform | | Stahl Fachwerk, Stahlrohr; T-Stütze |
Stützen Hersteller | | 1970; Küpfer |
Stützen-Rollenbatterie Hersteller |  | 1970; Küpfer |
Hochbauten | | |
Talstation Name; Konstruktion |  | 1970; Wilerallmi; Holzbau, Massiv (Beton/Mauerwerk), Stahlkonstruktion |
Architekt | | Schönholzer |
Bergstation Name; Konstruktion |  | 1970; Alpiglen; Holzbau, Stahlkonstruktion |
Architekt | | Schönholzer |
Seile | | |
Förderseil Anzahl; Durchmesser | | 1; 23 mm |
Antrieb |  | |
Antrieb Ort | | in Talstation |
Motor Hersteller |  | 1970; Leroy |
Antriebstyp; Motorleistung | | Drehstromnebenschlusskommutator Motor DNK; 129 kW |
Getriebe Hersteller |  | 1970; Kissling |
Bremsen | | |
Mechanische Einrichtungen | | |
Förderseil Spannsystem | | Gewicht Bergstation |
Elektrotechnische Einrichtungen | | |
Steuerung Hersteller |  | 1970; Ascom Gfeller |
Fernüberwachungsanlage Hersteller |  | 1995; Frei Stans Gfeller |
Fahrbetriebsmittel |  | |
Anzahl | | 60 |
Gehänge Hersteller | | 1970; Borer |
Klemmvorrichtung Hersteller; Typ |  | 1970; Röhrs; Festklemme |
Förderleistung | | |
Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit | | 3.3 m/s; 5.7 Min. |
Personenleistung | | 1000 Personen/h |
Notwendiges Betriebspersonal | | 3 Pers. |