Das heute aufgegebene Artilleriewerk Gütsch der Schweizer Armee war Teil der grossräumigen Sperre im Raum Göschenen-Andermatt. Von Göschenen am Eingang zur Schöllenenschlucht führt eine kleine Luftseilbahn zur Festung Gütsch.
Die zweispurige Pendelbahn wurde 1942 durch die Firma Oehler aus Aarau erstellt, die sich während den Kriegs- und Vorkriegsjahren auf die Entwicklung und den Bau von militärischen Seilbahnen spezialisiert hatte. Die filigranen Fachwerkstützen lieferte die Firma Wartmann & Cie, Brugg.
Von der Talstation in der Nähe der Gotthardbahn in Göschenen aus bewältigt die Bahn die Strecke durch die weitgehend unbewaldete Nordwestflanke des Gütsch mit der Rientalalp bis zum Artilleriewerk mit Hilfe von acht T-förmigen Fachwerkstützen.
Die in Beton errichtete rein funktionale Talstation erscheint als markantes, aus drei Teilen bestehendes Volumen unter Pultdach. Auf den an ein Silo erinnernden Kopfbau folgt ein eingezogener Zwischentrakt, an den ein wiederum etwas breiterer Abschlusstrakt anschliesst. Das Innere der Talstation enthält eine markante, zu den Kabinen führende Treppenanlage und den imposanten Spannwagen. Die Bergstation mit dem Antrieb befindet sich in einer Felskaverne der Festung und besitzt seit 1977 einen blechverkleideten Stahlvorbau als Endstation; vorher fuhren die Fahrzeuge bis in die Felskaverne mit bogenartigem Gewölbe.
Von den acht Fachwerkstützen wurden die unteren vier bei einem Lawinenniedergang 1975 zerstört. Der Ersatz der vier Stützen erfolgte 1976/77 im Rahmen eines weiter gehenden Umbaus der Bahn durch die Firma Streiff. Zu diesem Zeitpunkt wurden die beiden alten, je acht Personen Platz bietenden Kabinen inklusive Gehänge und Laufwerk durch neue Fahrbetriebsmittel mit Platz für je zwölf Personen ersetzt. 1993 erhielt die Bahn wiederum zwei neue Kabinen der Firma Gangloff.
Der Umbau von 1976/77 führte zur Auswechslung der sich in der Bergstation befindenden Antriebseinheit (Motor, Getriebe und Bremsen). Die gleichzeitig durch die Firma Frey AG erneuerte Steuerung wurde 2000 durch eine Fernüberwachungsanlage ergänzt.
Seit der Ausserdienststellung des Artilleriewerkes Gütsch 1994 wird die Bahn nur noch selten genutzt.
Das 1941 bis 1944 erbaute Artilleriewerk Gütsch deckte die Ostflanke der Schöllenen ab und war Teil der grossräumigen Sperre im Raum Göschenen-Andermatt. Bis zu ihrer Ausserdienststellung 1994 war sie mit 2'300 m ü. M. die am höchsten gelegene Festung der Schweiz gewesen. Die heute noch bestehende Seilbahnanlage ist integraler Teil des aus militärhistorischer Sicht bedeutenden Artilleriewerks. Die kleine zweispurige Pendelbahn ist ein repräsentativer Vertreter der zahlreichen, während den Kriegsjahren erstellten Bahnen, welche die Firma Oehler in Aarau für die Schweizer Armee realisieren konnte.
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) | | in Ergänzung zur Bergstrasse Erschliessung des Artilleriewerks Gütsch A8685 mittels Seilbahn |
Linienführung: Planung, Umsetzung | | feste, schwere Anlage: direkte, gerade Linienführung: Zielort Gütsch, dem höchsten u. strategisch wichtigsten Punkt; über die mehrheitlich unbewaldete Nordwestflanke des Gütsch (Rientalalp) |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | zweispurige Pendelbahn mit einem Trag- u. einem Zugseil/Spur für Personen u. Material; Gewichtsabspannung der Seile in Talstation (Spannwagen); Antrieb in Bergstation; konisch, filigrane u. lichte Fachwerkstützen |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller | | repräsentativer Vertreter einer der im Zusammenhang des Ausbaus der Zentralstellung (Reduit) anlässlich der kriegerischen Bedrohung erstellten Seilbahnanlagen mit aussagekräftigem Kernbestand der Firma Oehler in Aarau, die in der Kriegszeit zahlreiche Seilbahnanlagen für die Schweizer Armee realisieren konnte (wohl Typ S.P.); zahlreiche Komponenten von typischem Oehler-Bausatz; wesentliche Erneuerung nicht zuletzt auch aufgrund eines Lawinenabgangs ausgeführt von der Glarner Seilbahnunternehmung Streiff 1976 |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | | bergmännische Bauwerke |
Architektur | | Talstation: aus drei unterschiedlich grossen Volumen zusammengesetztes Bauwerk; ein an ein Silo erinnernder Kopfbau gefolgt von einem eingezogenen Teil, der abschliessende, an das Bahnareal grenzende Teil ist wiederum leicht verbreitert; Bergstation bereits Teil der Militärfestung (Kaverne) |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | Talstation: Massivbau aus Beton unter Pultdach; imposante, zu den Kabinen führende Treppenanlage, über der sich die schräge Auflage des Spannwagens befindet; Bergstation: Kernbau Felskaverne, der jüngere Vorbau erscheint als eine blechverkleidete Stahlkonstruktion, die einen Bahnbetrieb ausserhalb der abgeschlossenen Festungsanlage erlaubt |
bautypologische Bedeutung | | die massiv ausgeführten Stationsgebäude sind integraler Bestandteil der ersten Bauetappe von 1942 u. zählen aufgrund ihres Alters u. des militärischen Hintergrunds trotz der Ergänzung bei der Bergstation zu den wichtigsten Anlagekomponenten |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten | | Grundanlage mit Linienführung, Teil der Stützen sowie der Stationsbauten aus der Zeit der Erstellung 1942 erhalten |
Qualität der Nachrüstungen | | insbesondere auch infolge eines Lawinenabgangs 1975 einheitliche Gesamterneuerung der Bahn 1976/77 durch Glarner Seilbahnunternehmung Streiff; Kabine von 1993 u. Fernüberwachung von 2000 |
funktionale Unversehrtheit | | in Betrieb |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | | Alfred Oehler als DER Spezialist für militärischen Seilbahnbau |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär | | Werk Gütsch als Teilersatz für Fort Stöckli (Erstellung ab 1893, Feuerunterstützung Richtung Oberalppass), erbaut 1941-1944 im Rahmen des Ausbaus der Zentralraumstellung (Reduit im Alpenraum) anlässlich der Bedrohungen durch den Zweiten Weltkrieg; Ergänzung des Werks Gütsch mit Gebrigsunterkunft in der Zeit des Kalten Kriegs |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts | | für miltärische Anlage vergleichsweise exponierte Situierung: Linie führt mehrheitlich über den unbewaldeten, kargen Hang der Rientalalp; die filigranen Stützen sind jedoch sehr diskret; Vorbau bei Bergstation fällt als markantes Bauwerk auf |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | | Artilleriewerk Gütsch: Panzertürme, Bunker, Stellungen, ... |
Verkehrsnetze | | Talstation in unmittelbarer Nähe der Bahnstation Göschenen an der Gotthardlinie: aus strategischer Sicht idealer Anschluss für Transport schweren Materials |
Bundesinventare |
- | ISOS (national) | Göschenen, verstädtertes Dorf |
- | IVS (national) | UR 1.3.1: Göschenen-Andermatt-Hospental: Kunststrasse 1830; Göschenen-Brüggwald |
andere Inventare |
- | Inventar der Kampf- und Führungsbauten | Sperrstelle Göschenen: regional |
Literatur |
- | Oehler, Alfred: Die Militär-Seilbahnen der schweizerischen Armee im Weltkrieg 1939 bis 1945, in: Schweizerische Bauzeitung SBZ, vol. 127/128 (1946), p. 77-80 |
- | Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (Hg.): Militärische Denkmäler in den Kantonen Uri, Schwyz und Zug. Inventar der Kampf- und Führungsbauten, Bern 2005 |
- | Schneider, Hans Rudolf: A8685 Artilleriewerk Gütsch, 2007, Version vom 26.04.2010, URL: http://www.festung-oberland.ch/AnlagenSchweiz/UR/UR-Festungsartillerie/Guetsch/Guetsch.html |
e-docs |
- | http://www.sommerschi.com/forum/viewtopic.php?p=2334&sid=c2cddf17d3651ba84f1e6f513c52fec4 |
- | http://www.sommerschi.com/forum/viewtopic.php?f=8&t=255&p=2340&hilit=g%C3%BCtsch+g%C3%B6schenen#p2340 |