Westlich oberhalb des in der Gemeinde Zermatt liegenden Weilers Z'Mutt wird das Wasser des Z'Muttgletschers und des Z'Muttbachs im gleichnamigen See gespeichert. Die 74 m hohe Bogenstaumauer wurde von 1961-1964 errichtet. Die Sperre des Z'Mutt gehört zum Kraftwerkkomplex der Grande-Dixence S.A. und verfügt über einen Stauinhalt von 32'000 m3. Vom Werk Z'Mutt wird das gespeicherte Wasser mit insgesamt vier Pumpen und einer totalen Fördermenge von 17.4 m3/s von einer Kote 1'900 bis auf die Höhe des Hauptsammelstollens (Triftstollen) auf 2'400 m ü. M. gepumpt. Unterhalb der Staumauer ist das Betriebsgebäude mit der Kommandozentrale angelegt. Bis auf die mächtige Sperre, den Hochbau der Zentrale und die Schaltanlage sind alle weiteren Anlageteile unterirdisch (Entkieser, Entsander, Pumpwerk). Der Kraftwerksbereich ist über eine Bergstrasse via Furi erschlossen. Eine 1968 erstellte Betriebsseilbahn ab Tufteren (Winkelmatten) und ein Helikopterlandeplatz ermöglichen einen ganzjährigen Werkszugang.
Die von zwei Bergbahnen (71.069/72.121) überfahrene Talstation der einspurigen, von der Firma Küpfer fabrizierten Kraftwerksbahn befindet sich am Südwestrand von Winkelmatten in Tufteren, am rechten Ufer des Findelbachs, unmittelbar vor dessen Einmündung in den Z'Muttbach. Die Linie der Pendelbahn folgt dem Z'Muttbach in Richtung Südwesten. Sie wird nach rund 1'500 m nach Nordwesten abgelenkt und nach weiteren 530 m wird die Linie bei der Flur Äbi ein weiteres Mal nordwärts umgelenkt. Der letzte Streckenabschnitt von ca. 475 m verläuft teils über dem Gewässer, teils auf der orografisch rechten Seite des Z'Muttbachs. Entlang der anspruchsvollen, jedoch optimal in das Gelände eingepassten Strecke sind fünf Stützen positioniert: drei Stahlfachwerkstützen und zwei mächtige Kurvenstützen. Die Kurvenstützen setzen sich aus einer Betontragkonstruktion, bestehend aus drei Stützen und einer abgewinkelten Betonplatte sowie fächerartig angeordneten Profilstahlauslegern zusammen, an denen zum einen eine Tragseilführungsschiene, zum andern walzenartige Zugseilführungsrollen fixiert sind. Unter dem Laufwerk sind zwei horizontale Kunststoffrollen angeordnet, die das Fahrzeug über die Führungsschiene der Stütze lenken und dabei das Zugseil entlasten. Das spezielle, horizontal gelenkige Laufwerk ist mit acht Rollen ausgestattet und verfügt über eine mittig angeordnete Fangbremse. Die Komponenten der Bergstation sind im Sockelgeschoss des Dienstgebäudes integriert. Dort ist auch die Antriebsgruppe untergebracht. Die Spannungsvorrichtungen von Trag- und Zugseil befinden sich in der Talstation. Die Betriebsseilbahn ist mit einer Kabine ausgestattet, die zwölf Personen aufnehmen kann.
Das schlanke Gebäude der Kraftwerkszentrale erhebt sich über einem winkelförmigen, sich zum Tal hin öffnendem Grundriss und nimmt unterhalb der Staumauer das Motiv der Sperre wieder auf. Das Bauwerk setzt sich aus einem Sockelgeschoss, drei Normalgeschossen und einem Attika zusammen. Die Fassaden sind äusserst sorgfältig gestaltet: Sie sind durch Natursteinmauerwerksscheiben seitlich gefasst beziehungsweise gegliedert und mittels Brüstungs- und Sturzbändern sowie Brises-Soleil in der Horizontale betont. Die für die 1960er-Jahre charakteristische, sich einerseits an der Moderne orientierende, sich andererseits auf den spezifischen landschaftlichen Kontext beziehende Formensprache, welche das Betriebsgebäude prägt, zeichnen auch das Erscheinungsbild der Talstation aus.
Die zum ausgedehnten Kraftwerkskomplex der Grande-Dixence S.A. gehörende und seit 1965 in Betrieb stehende Pumpstation Z'Mutt bei Zermatt wird seit 1968 mit einer betriebseigenen einspurigen Pendelbahn erschlossen. Die vom Steffisburger Seilbahnhersteller Küpfer konstruierte Seilbahn ist bis auf die Fernüberwachsungsanlage (erneuert 1985) integral erhalten und zeichnet sich durch eine gut in die Topografie integrierte, mit einer zweifachen Ablenkung höchst anspruchsvolle Linienführung aus. Die einzigartige Ausführung und die bemerkenswerte technische Qualität der Bergbahn sowie die mit Rücksicht auf die Landschaft gewählte Linienführung stimmen in ihrer vorzüglichen Beschaffenheit, die sich auch in der eindrücklichen Architektur des Dienstgebäudes und der Talstation manifestiert, mit den übrigen Anlageteilen der Pumpstation überein.
| | |
Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) | | Betriebsbahn zu Pumpstation Z'Mutt (1961-1964); Bergstation in Kraftwerksgebäude integriert; Knotenpunkt der Grande Dixence-Kraftwerke; sehr wichtige Winterverbindung |
Linienführung: Planung, Umsetzung | | ideale, zweiseitig gekurvte Linienführung; dem Z'Muttbach folgend |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | massive Kurvenstützen in Beton; ferngesteuert ab Büro des
Betriebsleiters u. mit Schlüssel ab Fahrzeug; die Kurven bedingen
horizontal gelenkige Laufwerke u. darunter zwei horizontal
angeordnete Stützrollen zum Entlasten des Zugseiles bei der
Umfahrung der Kurvenstützen |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller | | vergleichsweise alte, auf die besondere Linienführung aufwändig konfektionierte Pendelbahn von Küpfer mit beachtlicher Länge |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | | anspruchsvolle Ingenieurleistungen für Streckenbauwerke (Stützen) u. Hochbauten in hochalpiner Landschaft |
Architektur | | Talstation: elegantes, eigenständiges Gebäude; Bergstation in Dienstgebäude u. Kommandozentrale integriert: eleganter, schmaler Winkelbau; moderne, formal u. materiell gut in den hochalpinen Kontext integrierte Bautypen; hochwertige, subtil auf die spezifischen Standorte reagierende architektonische Lösungen |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | Talstation in Mischbauweise (Beton, Naturstein, Stahl, Holz): geschlossener rückwärtiger Kern; im Sockelgeschoss Ummantelung in Natursteinmauerwerk, Oberbau Stahl-/Holzkonstruktion mit eindrücklich weit auskragendem Pultdach; Bergstation in Mischbauweise (Beton, Naturstein, Stahl, Holz): gliedernde Mauerscheiben (Brandmauern) in Natursteinmauerwerk, markante Horizontalgliederung durch vorkragende Elemente über Fensterfronten (Brises-soleil); eingestellte Fassadenelemente; Flachdach |
bautypologische Bedeutung | | hervorragende, aus der Erstellungszeit stammende u. wenig veränderte Hochbauten |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten | | bis auf Fernüberwachung integral erhalten |
Qualität der Nachrüstungen | | mit Fernüberwachung nachgerüstet (1985) |
funktionale Unversehrtheit | | intensiv genutzt, vorwiegend im Winter, da einzige Erschliessungsmöglichkeit |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | | Teil des bedeutenden, weltweit bekannten Kraftwerkkomplexes Grande Dixence |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär | | Energieproduktion, die nebst dem Tourismus zu den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Wallis zählt |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts | | da dem Talverlauf folgend, relativ unauffällig; im oberen Teil im Gebiet der Landschaft von nationaler Bedeutung verlaufend (Objekt: Dent Blanche-Matterhorn-Monte Rosa); qualitätvolle Einbettung der verschiedenen Anlageteile (Hochbauten, Tiefbaukonstruktionen) |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | | Besuchsmöglichkeiten für Touristen u. Technikinteressierte; Wanderwege; Schaltanlage; grösstenteils unterirdische Anlageteile der Pumpstation (Stollen, Pumpstation, ...) u. Bogenstaumauer |
Verkehrsnetze | | Bergstrasse von Zermatt über Winkelmatten, Furi bis Pumpwerk Stafel (auf der rechten Seite des Z'Muttbachs) |
Bundesinventare |
- | BLN | Objekt-Nr.: 1707 Dent Blanche-Matterhorn-Monte Rosa |
Archive |
- | SWA BS H + I Bi 592 |
- | IKSS Meiringen |
Literatur |
- | Energie Ouest Suisse EOS: Ausflüge um die Wasserkraft, Nr. 1 Grande Dixence, Lausanne n.d. |
- | Grande Dixence S.A.: Grande Dixence. Ein Mythos im Herzen der Alpen, Sitten n. d. |
- | Masson, René: L'aménagement hydro-électrique de la Grande-Dixence, in: Bulletin technique de la Suisse romande BTS, 92(1966), p. 189-192 |
- | Grande Dixence SA: Grande Dixence, ein Mythos im Herzen der Alpen, Sion 2006 |
- | N.N.: Geschichte von Energie Ouest Suisse EOS, Version vom 06.09.2010, URL: http://www.alpiq.ch/ueber-alpiq/geschichte/geschichte-von-eos/history-of-eos.jsp |
e-docs |
- | http://www.seilbahnbilder.ch/galerie/displayimage.php?album=search&cat=0&pos=2 |