Von den rund 55 im Innerschweizer Bergkanton Uri registrierten und bewilligten Pendelbahnen dient ein Grossteil der Erschliessung von Berggütern und Alpen. Heute werden diese Alperschliessungsbahnen vielfach auch touristisch genutzt. Die teils ganzjährig, teils temporär bewirtschafteten Landwirtschaftsbetriebe am Eggenbergli südlich über dem Schächental sind seit 1947 über eine Bergbahn zugänglich. Die Seilbahn bildet auch heute noch den Hauptzubringer. Die ursprüngliche, von Albert Planzer erstellte Bergbahn wurde 1953 durch eine neue Anlage der Dallenwiler Seilbahnfirma Niederberger ersetzt.
Der Ausgangspunkt der auf das 1'352 m ü. M. gelegene Eggenbergli führenden zweispurigen, ganzjährig betriebenen und im Pendelbetrieb verkehrenden Seilbahn befindet sich nordwestlich des Dorfes Spirigen im Weiler Witerschwanden, unterhalb der Hauptstrasse Bürglen-Unterschächen, am rechten Ufer des Schächen-Baches auf 776 m ü. M.. Entlang der 1'522 m langen, im unteren Abschnitt den Schächen-Bach und das bewaldete Tälchen des Wilerlibachs querenden Strecke stehen sechs, vergleichsweise leichte Stahl-Fachwerkportalstützen, wovon vier mit Aus- und Zusteigepodesten ausgestattet sind (Zwischenstationen). Die sechste Stütze wurde 1984 neu hinzugefügt, bedingt durch die Neuerstellung der Bergstation rund 20 m unterhalb der ersten Station; die übrigen fünf wurden im gleichen Jahr um 0.4 m erhöht. Die Seilbahn ist pro Seite mit einem rudimentären, von der Bevölkerung als "Niederberger-Schiffli" bezeichneten Fahrbetriebsmittel bestückt, das sich aus einem talseitigen offenen Barellen- und einem bergseitigen Kabinenteil mit Sitzbänken zusammensetzt. Die Fahrzeuge sind mit zwei Aufhängungen ausgestattet und fahren mit zweirolligen Laufwerken auf einem Tragseil. Dank der kurzen Doppelaufhängung weisen die Fahrzeuge eine vergleichsweise grosse Windstabilität auf. Die Antriebseinheit ist konventionell im Tal angeordnet; Trag- und Zugseile sind fest abgespannt. Die Stationsgebäude sind unauffällige Bauten, die in Anlehnung an die ortsüblichen landwirtschaftlichen Schopf- und Remisenbauten ausgeführt sind. Die Bahn fährt fahrgastgesteuert mit Jeton-Betrieb.
Die Seilbahn Witerschwanden-Eggenbergli ist die erste und einzige Anlage der Dallenwiler Firma Niederberger, die in den Kantonen NW und UR zahlreiche Seilbahnen erstellt hat, die vier Zwischenstationen aufweist. Obwohl sie bis auf die Linienführung und einen Grossteil der Stützen 1984 umfassend erneuert wurde (unter anterem Antrieb, Bremswerk, Fahrbetriebsmittel, Steuerung) stellt sie nach wie vor ein interessantes Zeugnis schweizerischer Seilbahntechnik dar: Sie ist repräsentativ für die sehr stabilen und im Bereich Alperschliessung äussert zweckmässigen, urtümlich anmutenden "Schiffli-Bahnen" mit zwei Laufwerken und kurzen Aufhängungen, die über Jahrzehnte hinweg ohne nennenswerte System- und Formänderungen in der Innerschweizer Berglandschaft eingesetzt wurden.
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) | | Ersatz für die 1947 durch Albert Planzer erstellte Seilbahn; Erschliessung von 17 Liegenschaften respektive von 12 (ganzjährigen u. temporären) Landwirtschaftsbetrieben an der Südflanke des Urner Schächentals; Grunderschliessung |
Linienführung: Planung, Umsetzung | | über den Schächenbach u. über das bewaldete Tälchen des Wilerlibachs zum Landwirtschafts- u. Alpgebiet zwischen Wilerli u. Eggenbergli (Landwirtschafts- u. Weidgebiet mitten im Trudelinger Wald); zu grossen Teilen betriebsbedingte Linienführung; vier Stützenausstiege |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | zweispurige Pendelbahn; Antrieb konventionell im Tal; feste Trag- u. Zugseilabspannung; bekannte u. rudimentäre, als "Niederberger-Schiffli" bezeichnete Fahrbetriebsmittel: talseitig offener Barellenteil u. bergseitig geschlossener Kabinenteil mit Sitzbänken; pro Fahrzeug zwei Laufwerke; kurze Gehänge; recht windstabile Konstruktion; filigrane Stahlfachwerk-Portalstützen mit Ausstiegsplattformen; Automatikbetrieb |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller | | erste u. einzige Anlage der Dallenwiler Firma Niederberger, die in den Kantonen NW u. UR zahlreiche Seilbahnen erstellt hat, die vier Zwischenstationen aufweist u. deren älteste Komponenten von 1953 stammen; repräsentativ für die sehr stabilen u. im Bereich Alperschliessung sehr zweckmässigen, "urtümlich" anmutenden "Schiffli-Bahnen" mit zwei Laufwerken u. kurzen Aufhängungen |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | - | - |
Architektur | | Bauwerke, in der Form landwirtschaftlicher Remisen; Zweckarchitektur, die sich formal an der lokalen Baulandschaft orientiert |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | auf Betonsockel Holzkonstruktion; Talstation: an Flussböschung u. parallel zur Strasse positioniert, Wände mit Zementfaserplattenverrandung, Quergiebel; Bergstation: Einwandung mit Holzschalung |
bautypologische Bedeutung | | Stationsgebäude mehrheitlich aus der Umbauphase von 1984 stammend u. als feste (Schutz-)Komponenten der Anlage |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten | | Grundkomponenten - Linienführung, ein Teil der Stützen, Kernsubstanz der Stationsbauten - von 1953 |
Qualität der Nachrüstungen | | 1984 Anpassung der Grundsubstanz unter Beibehaltung des Grundkonzepts von der ursprünglichen Herstellerfirma: Stützen u. neue Bergstation rund 20 m tiefer mit neuer Einfahrstütze; Antrieb, Bremswerk, Fahrzeuge, Steuerung u. Fernüberwachung |
funktionale Unversehrtheit | | Grunderschliessung der Alp- u. Landwirtschaftsbetriebe |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | | Seilbahngenossenschaft Schattenhalb, gegründet 1946 |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär | | existentielle Basiserschliessung für Alp- u. Landwirtschaftsbetriebe; Touristenbeförderung für Bahnunterhalt |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts | | unterer Streckenteil durch Wald, Hauptteil über Weidland: einsehbar, aber da leichte u. filigrane Konstruktion unaufdringliche u. landschaftsschonende Anlage für Grunderschliessung |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | | Ausgangsposition Eggenbergli für Familienwanderungen u. hochalpine Touren |
Verkehrsnetze | | bei Talstation an das lokale Strassennetz angebunden: ÖV Postauto Flüelen-Unterschächen; Parkplatz für motorisierten Individualverkehr |