Ort, Kanton | Wolfenschiessen, NW | Koord. Talstation | 671.472/191.343 ; 590 m.ü.M | Koord. Zwischenst. | 671.937/190.680 ; 1002 m.ü.M | Koord. Bergstation | 672.203/190.303 ; 1315 m.ü.M |
| Einstufung | Regional | Besuch | 25.05.2009 eb | Inventar | 21.11.2010 zk |
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Betreiberin | Berisha Ahmed | Hersteller | Küpfer |
| Baujahr | 1969 | Erstinbetriebsetzung | 1969 | Umbauten | |
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Situation
Beschreibung der Anlage
In den Innerschweizer Urkantonen dient eine grosse Anzahl der registrierten und bewilligten Kleinpendelbahnen der Basiserschliessung von schwer zugänglichen Berggütern und Alpbetrieben. Vom Ostrand der in der politischen Gemeinde Engelberg OW, zwischen Wolfenschiessen NW und Engelberg, auf der untersten Stufe des Engelberger-Tals liegenden und wegen seiner 1689 erstellten Kapelle (Arch.: Caspar Moosbrugger) sowie der ehemaligen Talresidenz des Engelberger Abts (erbaut 1690) bekannten Siedlung Grafenort führt seit 1935 eine Bergbahn zum Landwirtschaftsbetrieb Brunniswald oberhalb der gleichnamigen Fluh (NW). Die erste, vom Dallenwiler Seilbahnhersteller Niederberger stammende und mit Wasserballast betriebene Anlage wurde 1969 unter Beibehaltung der Linienführung ersetzt. Die neue Luftseilbahn wurde von der Seilbahnfirma L. + P. Küpfer aus Steffisburg fabriziert.
Die 1'458 m lange Strecke der heutigen zweispurigen Pendelbahn verläuft geradlinig ab dem Ausgangspunkt im Tal auf 590 m ü. M. nach Südosten und endet auf 1'315 m ü. M. in einer Lichtung. Die Linie führt über die Eschlen- und weiter südlich über die Brunniswaldfluh und wird mit zwei, jeweils an der Fluhkante positionierten T-Stützen – zwei kurzen Stahl-Fachwerkkonstruktionen mit geradem Schaft – bewältig. Die bei der Eschlenfluh stehende Stütze auf 1'002 m ü. M. ist mit Klapppodesten und einer Zubringerpasserelle versehen und als Zwischenstation ausgebildet, die den Zugang zu einem weiteren Landwirtschaftsbetrieb ermöglicht. Die Antriebseinheit der Bahn, bei der die Kraftübertragung über Keilriemen auf den offenen Zahnkranz der Antriebsscheibe erfolgt, ist in der Bergstation angeordnet, wo sich auch der Kommandoraum befindet. Die Tragseile werden über Betonpoller abgespannt, die in die Seitenwände der Talstation integriert sind; das Zugseil wird ebenfalls in der Talstation mittels zweier in der Seilneigung liegenden Rädern umgelenkt. Als Fahrzeuge dienen zwei altertümliche, vier Personen fassende und tal- respektive bergseitig mit kurzen Materialplattformen versehene Kabinen, deren Profilstahlgehänge an fangbremsenlosen Laufwerken à acht Rollen befestigt sind. Der Betrieb der Bahn kann durch einen Fahrzeugbegleiter von der Kabine aus gesteuert werden!
Die in der Talebene am Ostrand des Weilers platzierte Talstation ist als unspektakulärer, sich aus dem effektiven Stationsteil und einem niedrigeren Annex zusammensetzender Zweckbau unter Pultdach ausgebildet; die Bergstation ist in einem vergleichsweise grossvolumigen Satteldachbau mit parallel zur Höhenlinie ausgerichtetem First integriert, der formal den ortsüblichen Ökonomiegebäuden verpflichtet ist.
Gesamtwürdigung
Die von 1969 stammende Pendelbahn Grafenort–Brunniswald ist eine der vielfach in den Innerschweizer Bergkantonen vorkommenden Kleinseilbahnen, die mehrheitlich der Erschliessung von schwer zugänglichen Berggütern und Alpen dienen. Die Anlage wurde vom Steffisburger Seilbahnhersteller L. + P. Küpfer erstellt, der sich zu Beginn seiner Geschäftstätigkeit auf die Fabrikation von kleineren Pendelbahnen für die Alpwirtschaft und Kraftwerksanlagen spezialisiert hatte. Die zweispurige Pendelbahn von Grafenort–Brunniswald mit Zwischenstation bei der Eschlenfluh ist die erste von Küpfer erstellte Pendelbahn mit Fernsteuerung ab Fahrzeug. Mit über 40 Betriebsjahren weist die integral aus der Bauzeit überlieferte Kleinseilbahn aus seilbahntechinscher Sicht bereits ein respektables Alter auf und ist daher ein repräsentatives Beispiel für die langlebige Qualität Schweizer Seilbahntechnik. Sie dient nach wie vor als Hauptzubringer für die abgelegenen Landwirtschaftsbetriebe und hat in dieser Funktion eine existenzielle Bedeutung.
Bewertung
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) |  | Ersatz für Niederberger-Bahn (Wasserballast) von 1935; Erschliessung Landwirtschaftsbetriebe (Zwischenstation auf erster Stütze: zum Gut Eschlen; Stafel, ehemaliger Alpbetrieb) |
Linienführung: Planung, Umsetzung |  | Beibehaltung der Linienführung der Vorgängeranlage; vom Rand des Weilers zu Landwirtschaftsbetrieb: betrieblich gegeben; erstes Viertel der Strecke über Talebene, dann über zwei Flühe; ein Grossteil ist über bewaldetes Gebiet angelegt; Zwischenstation bei der ersten Stütze |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien |  | Antrieb mit offenem Zahnkranz auf Antriebsscheibe in Bergstation; kein Getriebe: Kraftübertragung über Keilriemen; Tragseilabspannung mittels Betonpollern an den Längsseiten der Talstation; zwei liegende Zugseilumlenkräder; altertümliche Kleinkabine mit manueller Türbedienung; gerade Fachwerkstützen |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller |  | erste Pendelbahn von Küpfer mit Fernsteuerung ab Fahrzeug; relativ alte, integral erhaltene, zweispurige Pendelbahn mit Vierer-Kabine u. einem Tragseil für Betriebserschliessung (Holz- u. Landwirtschaft); Klapppodest für Zwischenstation auf Stütze u. lange Passerelle |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | - | - |
Architektur |  | unspektakuläre u. zweckmässige Stationsbauten ("Remisenarchitektur"): Talstation mit Garagenannex, Bergstation wie ortsübliches Ökonomiegebäude (zwei Bauphasen) |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien |  | Talstation in Mischbauweise: Seitenwände aus Beton, die zugleich Teil der Seilbahntechnik sind (zwei stehende Tragseilankerpoller an den Längsseiten), weit auskragendes Pultdach mit Faserzementtafeleindeckung (Annex: Holzbauweise); Bergstation mit jüngerer bergseitiger Erweiterung unter Satteldach: Mischbauweise (Massiv- u. Holzbauweise) |
bautypologische Bedeutung |  | Stationsgebäude aus der Bauzeit stammende Komponenten der Anlage |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten |  | integral erhalten; Originalzustand! |
Qualität der Nachrüstungen | - | - |
funktionale Unversehrtheit |  | da Basiserschliessungsfunktion nach wie vor in Betrieb |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | - | - |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär |  | Basiserschliessung für landwirtschaftliche Betriebe |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts |  | Strecke über dem Wald; Stützen am Rand der zwei Geländeterrassen treten in Erscheinung; landschaftsschonendes Transportmittel für Holzwirtschaft (Alternative Strassenerschliessung mit umfangreichen Auswirkungen auf die Landschaft) |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | - | - |
Verkehrsnetze |  | einzige Zufahrt zum Gut Brunniswald; im Tal Anschluss an Engelberger Hauptstrasse u. an Eisenbahnlinie Luzern–Stans–Engelberg-Bahn (LSE), heute Zentralbahn ZB |
Anhang 1: Technische Daten
Anhang 2: Apparat
Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten
Anhang 4: Relationen
Hersteller | Küpfer | | L. + P. Küpfer | | |
Anhang 5: Bildauswahl