Ort, Kanton | Wolfenschiessen, NW | Koord. Talstation | 672.960/195.980 ; 510 m.ü.M | Koord. Bergstation | 673.795/195.897 ; 965 m.ü.M |
| Einstufung | National | Besuch | 25.05.2009 eb | Inventar | 23.11.2010 zk |
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Betreiberin | ÜRTE Büren ob dem Bach | Hersteller | Odermatt |
| Baujahr | 1959 | Erstinbetriebsetzung | 1959 | Umbauten | - | Anlage stillgelegt | 2013 |
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Situation
Beschreibung der Anlage
In den Innerschweizer Urkantonen dient eine grosse Anzahl der registrierten und bewilligten Kleinpendelbahnen der Basiserschliessung von schwer zugänglichen Berggütern und Alpen. Die in einer kleinen Waldlichtung oberhalb des Dorfes Wolfenschiessen NW liegende Alpweide Vorder Wallibalm ist seit 1917 mit einer Seilbahn für den Transport von Material und Holz ausgestattet. Die ursprüngliche, von dem Dallenwiler Seilbahnhersteller Niederberger fabrizierte Anlage war eine mit Wasserballast betriebene Einrichtung. Sie wurde 1959 durch eine Seilbahn der Engelberger Unternehmung Odermatt ersetzt.
Der Ausgangspunkt der zweispurigen, im Pendelbetrieb verkehrenden Seilbahn befindet sich am Nordrand des im unteren Engelberger-Tals, zwischen Stans und Engelberg liegenden Dorfes Wolfenschiessen, auf der Allmendi, auf einer Höhe von 510 m ü. M.. Sie führt in gerader Linie vom Tal in östlicher Richtung über den bewaldeten Hang der Väsperflue hinauf auf 965 m ü. M.. Die 938 m lange Strecke wird mit einer gedrungenen, am Rand der Fluh platzierten Stahlfachwerk-T-Stütze mit beträchtlicher Seilablenkung bewältigt. Die Seilbahn ist pro Spur mit einem Fahrbetriebsmittel ausgestattet, das sich aus einem fangbremsenlosen Laufwerkpaar (zwei mal vier Rollen) respektive einem kräftigen Profilstahl-Doppelgehänge, an welches entweder eine rudimentäre, halboffene und mit Sitzbänken versehene Barelle (auch als "Schiffli" bezeichnet) oder Langholz eingehängt werden kann. Dank der kräftigen Doppelaufhängung weisen die Fahrbetriebsmittel eine vergleichsweise grosse Windstabilität auf und können Lasten bis zu 1'000 kg transportieren.
Die Antriebseinheit ist konventionell im Tal angeordnet. Bemerkenswert ist in Ergänzung zur Betriebsbremse die bei Personenbahnen unübliche, aber bei mobilen Materialtransportwinden häufig eingesetzte einkuppelbare Windflügelbremse, welche die maximale Fahrgeschwindigkeit begrenzt und die Bremsen schont. Die Tragseile werden über Betonpoller, die in die Seitenwände der Talstation integriert sind, abgespannt; die Abspannung des Zugseils erfolgt mittels Gewicht in der Bergstation, wo sich auch die Zugseil-Umlenkräder befinden. Die Steuerung ist talseitig in einem Kommandoraum untergebracht.
Der kleinvolumige, heute von mehreren Wohnhäusern umgebene Sichtbetonbau im Tal ist mit einem bergseits erheblich vorkragenden Pultdach überdeckt. Die geringe Bauhöhe und die explizit zur Schau gestellten strukturellen Bauteile, so die seitlich vorstehenden und als Pfetten dienenden Betonscheiben oder die eleganten Betonträger, verleihen dem zurückhaltenden Zweckbau eine dezente Eleganz. Die talseitig offene Bergstation, die die Komponenten der Seilbahn überdeckt, ist hervorragend in das Gelände integriert und tritt wegen ihrer Ausbildung als landwirtschaftlicher Schopf minimal in Erscheinung.
Gesamtwürdigung
Der Engelberger Stahl- und Maschinenbaubetrieb Gebr. Odermatt AG erstellte seit den späten 1950er-Jahren in Konkurrenz zu der seit 1898 im Seilbahnbau tätigen Firma Niederberger aus Dallenwil in der Zentralschweiz Kleinseilbahnen mit Kapazitäten von bis zu acht Personen. Die zweispurige, mehrheitlich für den Material- und Holztransport genutzte Pendelbahn in Wolfenschiessen gehört zu den ältesten der wenigen realisierten Anlagen der immer noch im Seilbahnbau aktiven Firma Odermatt. Vollständig im Originalzustand von 1959 erhalten, zeugt sie von der Langlebigkeit der sogenannten "Schiffli-Bahnen", die sich vor allem in der Zentralschweiz als effiziente und zugleich landschaftsschonende Transportanlagen grosser Beliebtheit erfreuten.
Bewertung
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) |  | Ersatz für die Niederberger-Bahn von 1917; konzipiert vorwiegend für Holztransport; Personentransport sekundär |
Linienführung: Planung, Umsetzung |  | vom Dorf Wolfenschiessen über/durch bewaldetes Gebiet zu einer kleinen Waldlichtung oberhalb der Felswand; zu Beginn der Strecke über Engelberger Kantonsstrasse hinweg; Linie mit nur einer Stütze vor Bergstation |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien |  | zweispurige Pendelbahn; Antrieb konventionell im Tal; für Personenbahnen unüblich, aber für mobile Materialtransportwinden typisch die einkuppelbare Windflügelbremse, die die maximale Fahrgeschwindigkeit begrenzt u. die Bremsen schont; Fahrbetriebsmittel sehr rudimentär: gedeckte Barelle mit Sitzbänken (Typ "Schiffli"); pro Fahrzeug zwei Laufwerke; kurze Gehänge u. bei den Stationen wenig Bodenfreiheit; grosse Nutzlast von 1000 kg; eine einzige, kurze u. am Abhang platzierte Fachwerkstütze |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller |  | eine der ersten Personenbahnen von Odermatt, der eine Schlosserei in Engelberg betreibt, vereinzelt Materialseilbahnen u. wenige Personenbahnen gebaut hat |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | - | - |
Architektur |  | sachliche Betonarchitektur bei Talstation mit Zurschaustellung der strukturellen Komponenten; Wiederholung bei Bergstation, jedoch in Holz ausgeführt: rudimentäre "Konstruktions- u. Materialästhetik" |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien |  | Talstation: gedrungene Sichtbetonkonstruktion mit bergseitig weit vorkragendem Pultdach; Bergstation: ebenfalls gedrungene Konstruktion in Holzbauweise, unter Pultdach; Dacheindeckung: gewellte Zementfaserplatten |
bautypologische Bedeutung |  | Stationsgebäude aus der Bauzeit stammende Komponenten der Anlage |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten |  | integral erhalten; Originalzustand |
Qualität der Nachrüstungen | - | guter Unterhalt |
funktionale Unversehrtheit |  | nach wie vor in Betrieb (Holzwirtschaft) |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | - | - |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär |  | Holzwirtschaft als wesentliche wirtschaftliche Komponente |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts |  | da nur eine Stütze u. gedrungene Stationsgebäude unaufdringliche Anlage; landschaftsschonendes Transportmittel für Holzwirtschaft (Alternative Strassenerschliessung mit umfangreichen Auswirkungen auf die Landschaft) |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | - | da nicht ausgesprochenes Wandergebiet keine entsprechende Infrastrukturen |
Verkehrsnetze |  | bei Talstation an das lokale Strassennetz angebunden |
Anhang 1: Technische Daten
Anhang 2: Apparat
Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten
Anhang 4: Relationen
Hersteller | Odermatt | | Gebrüder Odermatt AG, Metallbau | | |
Anhang 5: Bildauswahl