Ort, Kanton | Luchsingen, GL | Koord. Talstation | 721.390/202.955 ; 516 m.ü.M | Koord. Bergstation | 720.541/203.320 ; 1000 m.ü.M |
| Einstufung | Regional | Besuch | 11.06.2009 eb | Inventar | 24.11.2010 zk |
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Betreiberin | Werkbetriebe Glarus | Hersteller | Bleichert |
| Baujahr | 1948 | Erstinbetriebsetzung | 1948 | Umbauten | 1977 | Anlage ersetzt | 2013 |
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Situation
Beschreibung der Anlage
Das seit dem 1.1.2011 zur politischen Gemeinde Glarus Süd gehörende Dorf Luchsingen liegt auf dem Schuttkegel des Bächi-/Luchsingerbachs, auf der linken Seite des Linthtals. Die Wasserkraft des Bächibachs wird seit alters her genutzt: Im 19. Jahrhundert etablierten sich wegen des Energiepotenzials des Bächibachs eine Spinnerei und Weberei sowie eine Kartonfabrik. Beide Unternehmungen gingen in der Mitte des 20. Jahrhunderts ein und wurden im Anschluss aufgrund der günstigen Wasserkräfte von der Stadt Glarus erworben. Der Landrat des Kantons Glarus erteilte der Ortsgemeinde Glarus 1941 die Konzession zur Ausnützung der Wasserkraft des Bächibachs, einschliesslich des Kammbachs und der Zeferzaunquellen. 1947 erweiterte der Glarner Landrat die Konzession und bewilligte der Ortsgemeinde Glarus die Nutzung des Bächibachs auf der Höhe der Bösbächi-Unter Stafel, die Erstellung eines Ausgleichsbecken auf dem Brunnenberg westlich oberhalb des Dorfes Luchsingen sowie einer Hangzuleitung des Bächibachs zum Ausgleichsbecken.
Die Ortsgemeinde Glarus errichtete 1948 im Zusammenhang mit dem Ausbau des 1941/42 erstellten Wasserkraft- und Elektrizitätswerks eine Seilbahn. Die insbesondere für den Bau der Hangzuleitung und des Ausgleichsbeckens benötigte Transporteinrichtung war eine Occasionsanlage, eine Zweiseilumlaufbahn mit kuppelbaren Fahrbetriebsmitteln des deutschen Herstellers Bleichert, aus dem Bestand des schweizerischen Militärs. Die Seilbahn – wohl eine der zahlreichen Anlagen, die in den 1940er-Jahren für den Bau von Festungseinrichtungen eingesetzt worden waren – wurde von einer Seilbahnkompanie aufgestellt und anlässlich der Versetzung und Neunutzung auf Pendelbetrieb umgestellt.
Die Bahn, die ihren Anfangspunkt westlich des Dorfzentrums im Gebiet Bad (benannt nach dem ehemaligen Schwefelbad) auf 516 m ü. M. hat, verläuft im unteren Teil der Strecke im Taleinschnitt des Bächibachs und steigt schliesslich dem Hang entlang hinauf zum Ausgleichsbecken auf dem Brunnenberg auf 1'000 m ü. M.. Die 1'040 m lange Linie ist durch bewaldetes Gebiet angelegt und mit einer an der Hangkante platzierten Stahl-Fachwerkstütze bestückt. Am Streckenbeginn sorgt eine zwölfteilige Niederhalte-Rollenbatterie für eine optimale Seilführung und vor der Einfahrt zur Bergstation ist aus diesem Grund eine mächtige, stark abgelenkte Einfahrstütze aufgestellt. Die Seilbahn mit einem Tragseil pro Spur und einem endlos gespleissten Zugseil ist mit zwei Fahrzeugen ausgestattet, deren fangbremsenlose Laufwerke und Gehänge von 1977 stammen und von Math. Streiff fabriziert wurden: Auf der rechten Seite ist eine sechs Personen fassende Kabine (1986) angehängt, auf der linken eine Lastbarelle mit Sitzbänken und Blachenabdeckung. Die beiden Tragseile sind fest abgespannt, das Zugseil wird mit einer vor der Bergstation erstellten Vorrichtung mittels Gewicht gespannt.
Die im Tal angelegte Antriebsgruppe befindet sich seit dem durch die Math. Streiff AG ausgeführten grösseren Umbau von 1977 hinter der Station in einem separaten, schopfartigen Gebäude. Die Stützen sowie die Abspannungs- und Stationskomponenten der Brunnenberg-Bahn gehören hingegen zum Bleichert'schen Grundbestand. An den langgestreckten Stationseinrichtungen und den Umlaufschienen ist die ursprüngliche Auslegung der Anlage als Umlaufbahn nach wie vor ablesbar. Wie bei anderen bekannten Seilbahnen von Bleichert, wie beispielsweise bei derjenigen des Baustoffherstellers Fixit AG in Ennetmoos (vgl. X009), sind die Stationskomponenten zu einem Grossteil als kunstvolles Holztragwerk ausgeführt. Im Tal ist die Station mit einem Pultdach überdeckt; auf dem Berg mit einem Satteldach.
Die Seilbahn Luchsingen-Brunnenberg dient den Werkbetrieben Glarus nach wie vor dem Unterhalt der Kraftwerkseinrichtungen. Darüber hinaus wird die Pendelbahn auch touristisch genutzt und bringt Wanderer zu einem attraktiven Ausgangspunkt eines weitläufigen Wandergebiets.
Gesamtwürdigung
Die den Glarner Werkbetrieben gehörende Pendelbahn Luchsingen-Brunnenberg ist ein interessantes Unikat, das 1948 aus dem Umbau einer währschaften Material-Umlaufseilbahn des deutschen Seilbahnherstellers Bleichert hervorgegangen ist. Die in Zusammenhang mit dem Kraftwerksbau errichtete Anlage wurde von der Schwandener Math. Streiff AG sorgfältig unterhalten und 1977 erneuert. Diese Spezialbahn ist zum einen stellvertretend für zahlreiche, aus ökonomischen Gründen und aus dem Bewusstsein für die Langlebigkeit einzelner mechanischer Komponenten erfolgten Translokationen und Wiederverwendungen. Zum andern ist sie repräsentativ für beste, solide und zugleich kunstvolle Seilbahntechnik. Sie wird heute sowohl betrieblich als auch touristisch genutzt.
Bewertung
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) | | die ursprüngliche Materialumlaufbahn von den Werkbetrieben Glarus beim Schweizer Militär erworben u. für den Bau des Ausgleichsbeckens Brunnenberg u. des Druckstollens zu Pendelbahn umgebaut; heute unter anderem Alperschliessung u. Zubringer für Wandergebiet |
Linienführung: Planung, Umsetzung | | betrieblich bestimmt - auf die Werkbahn zurückgehend: heutige Situation: unmittelbar nach der Talstation über Strasse hinweg; über bewaldetes Gebiet u. zu Beginn der Strecke parallel zum Luchsinger Bach |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | Beibehaltung der Holzstationsgebäude u. der Zwischenstützen der ehemaligen Materialumlaufbahn; endlos gespleisstes Zugseil mit angeklemmten Fahrzeugen; heute eine Kabine u. eine Barelle; Antrieb in der Talstation; feste Abspannung für Tragseil; Zugseilabspannung mittels Gewicht in Bergstation |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller | | alte Bleichert-Komponenten; sorgfältig unter Beibehaltung bestehender Komponenten realisierter Umbau in eine zweispurige Pendelbahn; kunstvolle u. währschafte mechanische Konstruktion; Seilbahn-Unikat stellvertretend für zahlreiche - aus ökonomischen Gründen u. aus dem Bewusstsein für die Langlebigkeit einzelner mechanischer Komponenten erfolgten - Spezialkonstruktionen |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | | höchst interessante u. währschafte Zimmermannsarbeit - Ingenieur-Holzbau; innerhalb der seilbahntechnisch relevanten Holztragkonstruktion der mit einem Satteldach überdeckten Bergstation integrierte "Holzkiste"; aufwändige u. formschöne Stahlfachwerk-Konstruktionen für Stützen u. Abspannung; Tragstruktur der Talstation von Pultdach geschützt |
Architektur | - | wichtige u. augenfällige Komponenten aus der frühesten Phase dieser Anlage |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | - | - |
bautypologische Bedeutung | | augenfällige u. raumbildende Basis- u. Tragstrukturkomponenten aus der frühesten Phase dieser Anlage |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten | | aussagekräftige Komponenten zweier Seilbahnsystemphasen (Bleichert-Umlaufwerkbahn von vor 1948 von Schweizer Armee für Festungsanlage erworben u. 1948 von den Werkbetrieben Glarus der Schweizer Armee abgekauft u. zu Pendelbahn umgebaut) |
Qualität der Nachrüstungen | | 1948 Neukreation unter Respektierung wertvoller u. geeigneter Komponenten; 1977 Umbau mit neuem Antrieb durch Streiff |
funktionale Unversehrtheit | | als Material- u. Personentransportbahn in Betrieb |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | | Ortsgemeinde Glarus u. nachfolgend Werkbetriebe Glarus seit den Anfängen der Werkbahn Eigentümerin der Bahn |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär | | Ausbau der Wasserkraftnutzung des Luchsingerbaches (erste Konzession von 1941, Nachkonzession von 1947, erteilt der Ortsgemeinde Glarus); bedeutender Standort für die Wasserkraftnutzung: Kraftwerk Luchsingen |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts | | über bewaldetes Gebiet; auf Kuppe Stütze gefolgt von Einfahrstütze |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | | Wanderwege |
Verkehrsnetze | | motorisierter Individualverkehr; per ÖV (Eisenbahn) über Ziegelbrücke nach Luchsingen |
Anhang 1: Technische Daten
Anhang 2: Apparat
Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten
Anhang 4: Relationen
Anhang 5: Bildauswahl