Nach dem Bau der Hahnenmoosstrasse (Adelboden-Geils, 1931-35) und der Erstellung des Schwimm- und Sonnenbades (1931) sowie nach der Errichtung des ersten Skifahrertransportmittels, des Schlittenaufzugs FRAM (Geils-Passhöhe, 1935), war der Bau einer Luftseilbahn 1937 auf die Entschlige-/Engstligenalp das vierte bedeutungsvolle Unternehmen der 1930er-Jahre in Adelboden. Die Luftseilbahn wurde als Warentransportmittel konzessioniert und vom Regierungsrat des Kantons Bern auch für die Personenbeförderung zugelassen. Die auf Initiative von Vater und Sohn Müller, den Eigentümern des einen Berggasthauses auf der Engstligenalp, erstellte Pendelbahn mit zwei Vierer-Kabinen wurde mit dem vom Berggasthaus Engstligenalp produzierten Strom betrieben. Sie war nach der legendären Wetterhornbahn (in Betrieb genommen 1908) die erste Luftseilbahn des Kantons. Mit der Zunahme der Logiernächte und der Wochenendtouristen in Adelboden drängte sich ein Ausbau der Bahn auf. Die Eigentümerschaft der Bahn liess die Aufzugseinrichtung 1963 tiefgreifend erneuern. Der 1968/69 von der Alpkorporation Entschlige erstellte Märbenen-Skilift (BE-AD-3-s) und die zunehmende Beliebtheit der Engstligenalp als Startpunkt für Bergtouren brachten die Förderkapaziät der bestehenden, neu mit Zwölfer-Kabinen ausgerüsteten Seilbahn wiederum an die Grenze: 1972 wurde daher westlich neben der Engstligenalp-Bahn und parallel zu dieser eine zweite, von Küpfer stammende Pendelbahn mit 40er-Kabinen erstellt (71.080). Die Engstligenalp, die 1232 erstmals schriftlich erwähnt wurde, ist heute eine "Gemeinschaftsalp". Dank ihrer Lage auf 2'000 m ü. M. gilt die weitläufige, vom Engstligegrat, dem Wildstrubelmassiv, vom Ammertegrat und vom Rotstock begrenzte Alp als sehr schneesicher. Im Sommer lädt das Naturschutzgebiet mit den beiden imposanten Wasserfällen und der weiten ebenen Fläche zum Wandern ein.
Vom Dorfzentrum Adelboden her erschliesst eine mehrheitlich der Entschlige entlang führende Autostrasse die beiden Talstationen Underem Birg. Der Ausgangspunkt der zweispurigen Pendelbahn befindet sich auf 1'406 m ü. M.. Die Bahnlinie führt in südlicher Richtung hinauf auf 1'965 m ü. M, zum Felskopf am Rand der Engstligenalp. Die 1'200 m lange Strecke überquert im unteren Drittel ein Waldgebiet und steigt im oberen Bereich über einem Felsmassiv auf. Wenig unterhalb der Bergstation, am Rand einer schmalen Terrasse, steht die einzige Stütze der Bahn. Die konisch ausgebildete, grossmehrheitlich noch von der Vorgängeranlage stammende Stahl-Fachwerkkonstruktion steht auf einem mächtigen, ungefähr vier Meter hohen Betonsockel. Die schmalen Fahrzeuge – ursprünglich für zwölf Personen erstellte und heute für acht Personen zugelassene Kabinen mit Stahlprofilgehängen – fahren auf einem Tragseil. Ihre achtrolligen Laufwerke sind seit 1983 mit einer bergseitig angebrachten Fangbremse versehen. Die Antriebsgruppe der Bahn ist in der Bergstation untergebracht. Hinter der Bergstation sind die Tragseile an Betonpollern fixiert. Besonders eindrücklich sind die Spannvorrichtungen in der Talstation: ein langer, auf einer schiefen Ebene liegender Spannwagen und eine doppelte Umlenkung sorgen für eine Minimierung des Zugseilspannwegs. Auch die Tragseilabspannung erfolgt über eine zweifache Umlenkung. Der Grossteil der Seilbahnkomponenten wurde 1963 anlässlich des Ausbaus von der Steffisburger Seilbahnfirma L. + P. Küpfer fabriziert und montiert. Das Bremswerk wurde 1983 erneuert; im Jahr 1985 folgten der Ersatz der Laufwerke, der Steuerung und der Fernüberwachungsanlage.
Die Talstation präsentiert sich heute als grossvolumiges, aus mehreren Trakten zusammengesetztes Satteldachgebäude, in dem nebst der Seilbahnstation unter anderem auch eine Gastwirtschaft, Diensträume und Garagen untergebracht sind. Die wie ein Horst wirkende, auf und in den Fels gebaute Bergstation geht auf die ursprüngliche Seilbahn von 1937 zurück und zählt somit zu den Kernelementen der Engstligenalp-Bahn.
Die heute insbesondere für Spezialanlässe eingesetzte zweispurige Pendelbahn auf die Engstligenalp weist eine lange und interessante, sich in einzelnen Komponenten widerspiegelnde Entstehungsgeschichte auf: Mit Anlageteilen von 1937 gilt die Luftseilbahn Engstligenalp als älteste noch betriebene Pendelbahn im Kanton Bern. Unter Berücksichtigung des Kernbestandes wurde sie 1963 durch die auf kleinere Pendelbahnen spezialisierte Steffisburger Seilbahnunternehmung Küpfer sorgfältig vergrössert und erneuert. Obwohl die Bahn 1983/85 erneut nachgerüstet wurde, verkörpert die Bahn nach wie vor charakteristische Seilbahntechnik der 1960er-Jahre und wird dementsprechend mit grosser Sorgfalt unterhalten und eingesetzt.
| | |
Concetto | | |
Idea di collegamento (visione) | | grossmehrheitlicher Ersatz für Vorgängerbahn von 1937; Erschliessung des Plateaus Engstligenalp (Alpbetrieb u. Berggastwirtschaft) |
Tracciato: progettazione, attuazione | | ideal, topografisch gegeben; Linie mit nur einer Stütze |
Tecnica dell’impianto di trasporto a fune | | |
Costruzione tecnica particolare o tipica, esecuzione, soluzione, materiali | | Antriebsgruppe in Bergstation; besonders eindrückliche Wagen-Zugseilspannvorrichtung in Talstation; mehrere Räder (eingeflascht); schmales, aus der Erstellungszeit stammendes Fahrzeug; eine einzige, konische u. relativ kurze Fachwerkstütze auf vier Meter hohem, noch von der Vorgängerbahn stammenden Betonsockel |
Importanza dal punto di vista della tecnica degli impianti di trasporto a fune: principio, fabbricante | | zweispurige, wenig veränderte u. zu den älteren Küpfer-Anlagen gehörende Pendelbahn mit einem Tragseil im Segment der Bahnen mit kleinerem Kabinenvolumen; diese Art von Pendelbahnen gehörte zu den Kernkompetenzen der Berner Oberländer Firma Küpfer |
Edilizia e genio civile: costruzioni della linea, edifici | | |
Opere d’ingegneria | - | - |
Architettura | | wohlproportionierte, zeittypisch ausgebildete u. sich hinsichtlich Materialisierung an der lokalen Architektur orientierende Stationsbauten; sachliche Zweckarchitektur; Bergstation in Form einer Kaverne |
Costruzione architettonica particolare o tipica, esecuzione, soluzione, materiali | | Mischkonstruktion: Sockel, Tragstruktur in Beton; Einwandungen teils Mauerwerk (Bergstation), teils Holz; Dachkonstruktion bei Talstation in Holz |
Importanza a livello di tipologia edilizia | | unspektakuläre, aber zeitlich, formal u. proportional zur Gesamtanlage gehörige Bauwerke; Stationsbauten in Teilen noch von der Vorgängerbahn von 1937 |
Autenticità: eredità materiale e ideale | | |
Entità e qualità dei componenti originari | | in repräsentativem Masse erhalten |
Qualità delle trasformazioni | | eine Nachrüstungsphase (1983/85): Bremswerk, Laufwerk mit Fangbremse (in Zusammenhang mit Konzessionsänderung), Steuerung u. Fernüberwachung |
Integrità funzionale | | als Eventbahn gepflegt u. betrieben; Hauptleistung wird durch Parallelbahn gebracht |
Storia culturale | | |
Persone, imprese, istituzioni | | Wirtefamilien Bärtschi u. Müller; insbesondere Müller als Initiant für die Ersterschliessung per Seilbahn |
Economia, turismo, trasporti, militare | | wichtige u. attraktive - im Winter insbesondere schneesichere - Komponente des vielfältigen Fremdenverkehrsangebots von Adelboden |
Situazione territoriale | | |
Rispetto del paesaggio, dell’ambiente naturale, del contesto urbano | | Anlage auf die wesentlichsten Komponenten beschränkt, Bergstation gar in den Fels gebaut; Konzentration mit Parallelanlagen; da Landschaft von nationaler Bedeutung (Engstligen-Wasserfälle u. Alp) sehr empfindlicher landschaftlicher Kontext |
Infrastruttura | | |
Infrastruttura turistica/d’esercizio | | parallele Materialbahn u. Personenpendelbahn mit mittlerer Kabinengrösse; verschiedene Aufzugsanlagen; Langlaufloipen; Berggasthaus u. -hotel; Ausgangspunkt für Wander- u. Bergtouren |
Rete dei trasporti | | in einiger Distanz zum Dorfzentrum; Zufahrtsstrasse für motorisierten Individualverkehr; Bus |
Percorso | | |
Scopo dell'impianto | | Servizio turistico |
Lunghezza inclinata | | 1200 m |
Dislivello | | 559 m |
Portata massima | | 1050 m |
Distanza dal suolo massima | | 98 m |
Pendenza massima; media | | 703 o/oo; 526 o/oo |
Scartamento intervia | | 5000 mm |
Sostegni di linea, numero | | 1 |
Sostegno di linea, tipo di costruzione; forma | | Capriata in metallo, Calcestruzzo; Sostegno di linea in forma di T |
Sostegno di linea, nome del costruttore | | 1937/1963; Küpfer |
Edifici | | |
Nome della stazione a valle; Stazione a valle tipo di costruzione | | 1963; Unter dem Birg; Costruzione in legno, Costruzione massiccia (calcestruzzo/muratura), Costruzione in metallo |
Nome della stazione a monte; Stazione a monte tipo di costruzione | | 1937/1963; Engstligenalp; Costruzione massiccia (calcestruzzo/muratura), Costruzione in metallo |
Funi | | |
Fune portante, tipo | | Fune completamente chiusa d'un solo pezzo |
Fune portante, numero/via; diametro | | 1; 30 mm |
Fune traente, numero; diametro | | 1; 17 mm |
Contra-fune, numero; diametro | | 1; 14 mm |
Fune di avvolgimento, diametro | | 10 mm |
Fune tenditrice (fune portante), numero; diametro | | 2; 50 mm |
Trazione | | |
Stazione motrice | | nella stazione a monte |
Motore, nome del costruttore | | 1962; Schindler |
Argano, tipo; Potenza del motore | | Motore a corrente continua controllato da comando Ward-Leonard; 30 kW |
Cambio, nome del costruttore | | 1962; Von Roll / Hansen |
Argano d'emergenza (evacuazione) | | Motore a combustione interna |
Freni | | |
Freno di servizio | | 1983; Freni a tamburo |
Freno di sicurezza | | 1983; Freni a disco |
Freni del carrello | | 1983; Freni del carrello tramite carrello di frenaggio indipendente a monte del carrello |
Attrezzature meccaniche | | |
Dispositivo di tensione del fune portante | | Contrappeso (stazione a valle) |
Carrelliera (fune portante) | | no |
Dispositivo di tensione del fune traente | | Contrappeso (stazione a valle) |
Rampa d'accesso mobile, stazione a valle | | no |
Rampa d'accesso mobile, stazione a monte | | no |
Apparecchiature elettriche | | |
Comando, nome del costruttore | | 1985; Frey AG Stans |
Ripetitore | | 1963; Meccanico |
Impianto di telesorveglianza, nome del costruttore | | 1985; Frey EAG |
Modo di regime | | Comando manuale |
Sistema di telecomunicazione | | Telefono, Radio |
Veicoli | | |
Numero di veicoli | | 2 |
Persone per veicolo | | 8 |
Carichi utili; Veicolo, peso a vuoto | | 640 kg; 1161 kg |
Cabine, nome del costruttore | | 1963; Baumann, Altdorf |
Cabine, lunghezza; larghezza; altezza | | 2800 mm; 1400 mm; 2250 mm |
Porte a serraggio automatico | | no |
Sospensione, nome del costruttore; tipo | | 1963; Küpfer; Profilati di acciaio |
Carrello, nome del costruttore | | 1985; Küpfer |
Fissazione della fune traente | | Testa autobloccante |
Performance di trasporto | | |
Velocità di marcia massima; Durata del tragitto | | 4.5 m/s; 5.5 min. |
Capacità di trasporto, persone; trasporto annuale | | 90 pers./h; 5309 pers./an |
Capacità di trasporto annuale, beni materiali | | 2318 tonnes/an |
Personale di servizio | | 2 pers. |
Bundesinventare |
- | BLN | Objekt-Nr.: 1513 Engstligenfälle mit Engstligenalp |
Archive |
- | IKSS Meiringen |
Literatur |
- | Tâche, J.: Téléférique Birg-Engstligenalp, in: Bulletin technique de la Suisse romande BTS, vol. 63 (1937), p. 319-322 |
- | Aellig, Jakob: 100 Jahre Kurort Adelboden 1872-1972, Adelbodmer Hiimatbrief 34, Adelboden: Heimatbriefverlag, 1972 |
- | Aellig, Jakob: 100 Jahre Kur- und Verkehrsverein Adelboden 1888-1988, Adelboden: Frutigland-Verlag, 1988 |
- | Aellig, Gilgian: 100 Jahre Skiclub Adelboden 1903-2003, Adelboden 2003 |
- | Die Engstligenalp - Tradition und Tourismus, Version vom 15.02.2010, URL: www.engstligenalp.ch/fileadmin/.../geschichte_engstligenalp.pdf |
- | Burn, Sandra; Hari, Martin; Zurbrügg, Rolf: Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden, Adelboden/Aeschiried 2001, Version vom 15.02.2010, URL: www.seilbahn.net/projekte/zukunft/engistenalp1.pdf |
- | Gemeinde Adelboden (Hrsg.): Adelboden Gestern - Heute - Morgen, Adelboden 2010 |
e-docs |
- | http://www.engstligenalp.ch/typo3temp/pics/cd4ecf1304.jpg |
- | http://www.engstligenalp.ch/2.0.html?&no_cache=1 |