Ort, Kanton | Locarno, TI | Koord. Talstation | 704.503/114.733 ; 395 m.ü.M | Koord. Zwischenst. | 704.227/115.292 ; 1000 m.ü.M | Koord. Bergstation | 703.703/116.351 ; 1341 m.ü.M |
| Einstufung | Jüngere Anlagen | Besuch | 23.07.2009 tb | Inventar | 23.11.2010 zk |
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| Baujahr | 2000 | Erstinbetriebsetzung | 2000 | Umbauten | |
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Situation
Beschreibung der Anlage
Die Grosskabinen-Pendelbahn ist eine Weiterführung der Standseilbahn Locarno-Madonna del Sasso (61.026) und erschliesst die Alp Cardada. Die heutige Bahn, die auf der Höhe von Brè eine Zwischenstation aufweist, ersetzt eine 1952 erstellte Von Roll-Pendelbahn (2 x 24 Personen). Sie wurde unter Beibehaltung der ursprünglichen Linienführung als kompletter Neubau (einschliesslich Streckenbauwerke und Hochbauten) konzipiert: Die bestehenden engen Verhältnisse bei der Talstation und beim unteren, durch eine schmale Schlucht führenden Streckenabschnitt konnten im Bereich der Talstation mit einem verschiebbaren Perron und im Bereich der Strecke mit einer Portalstütze bewältigt werden.
Für die neue Bahn wurde eine zum Zeitpunkt der Erstellung in Fachkreisen kontrovers diskutierte Seilbahntechnik – eine Grosskabinen-Pendelbahn mit Laufwerken ohne Fangbremse – eingesetzt: Der Verzicht auf die traditionelle Fangbremse bedingt unter anderem eine endlos gespleisste Zugseilschlaufe, an der die Fahrzeuge mittels zweier unabhängiger, federvorgespannter Klemmen angeklemmt sind und periodisch versetzt werden. Die Laufwerke der Fahrzeuge sind an die Zugseile geklemmt (Klemmen oder Chapeau de Gendarme) wie die Gondeln einer Umlaufbahn und müssen regelmässig auf dem Seil verschoben werden. Die Technik stammt aus dem Hause Von Roll (Entwicklung ab 1993) und wurde von Doppelmayr Schweiz, die die Von Roll Seilbahnen AG übernommen hatte, bei der Cardada-Bahn in der Schweiz erstmals eingesetzt.
Ebenso spektakulär wie der Aspekt der Seilbahntechnik ist derjenige der Architektur und des Designs: Für die Gestaltung der Hochbauten und der Kabinen wurde der weltweit tätige Tessiner Architekt Mario Botta engagiert (Mitarbeit: Paolo Pedrazzini und Paolo Bürgi, Umgebungsgestaltung). Der neuen Bahn fielen leider die hervorragenden und architekturhistorisch wertvollen Stationsbauwerke der Vorgängerbahn von 1952 des bekannten Tessiner Architekturbüros Brivio & Pedrazzini zum Opfer.
Gesamtwürdigung
Als erste Pendelbahn mit Grosskabinen ohne Fangbremsen stellt die Anlage Orselina-Cardada seilbahntechnisch einen Meilenstein dar. Sie ist zudem ein interessantes Zeugnis der Entwicklung der Herstellerfirmen: Die Firma Von Roll Seilbahnen AG erforschte seit den 1990er Jahren Pendelbahnsysteme ohne Fangbremsen; nach der Übernahme der Von Roll durch das österreichischen Unternehmen Doppelmayr wurde dieses System zur Ausführungsreife weiterentwickelt und 1995 erstmals bei der österreichischen Pfänderbahn und schliesslich 2000 in der Schweiz eingesetzt. Die gestalterisch auffälligen und qualitätvollen Stationsbauten sowie das innovative Kabinendesign mit der grossflächigen Verglasung stammen von Mario Botta.
Anhang 1: Technische Daten
Anhang 2: Apparat
Bundesinventare |
- | KGS 2009 | Objekt-Nr.: 11764 Sacro monte, Kat. A |
Archive |
- | SWA BS Verkehr B 604 Luftseilbahn Orselina - Cardada (Cardada Impianti Turistici SA) |
Literatur |
- | Moser, Sepp: Ohne Netz und Fangbremsen, in: Die Weltwoche, 13/2000 (30.3.2000), p. 59 |
- | Hofmann, Gottfried: Mit oder ohne Fangbremse, in: 50 Jahre Seilbahnen der Schweiz 1957-2007, VTK 2007, p.73-75 |
e-docs |
- | http://www.bahn-bus-ch.de/bahnen/cit/foto-a.html |
Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten
Anhang 4: Relationen
Hersteller | Doppelmayr | | Doppelmayr | | |
Vordere Sektion | 61.026 | StB | Locarno - Madonna del Sasso, Locarno | | |
Nächste Sektion | 73.005 | US-2k | Cardada - Cimetta, Locarno | | |
Anhang 5: Bildauswahl