Melchsee-Frutt ist ein kleiner Sommer- und Wintersportort auf dem Gemeindegebiet von Kerns OW. Der Ort liegt in einer Höhe von 1'920 m ü. M. auf einer Hochebene am Melchsee.
Die 1851 neu aufgebaute und 1865 vergrösserte «Frutthitten» bildete den Ursprung des ersten Kurhauses in Melchsee-Frutt. Mit dem Bau der Strasse Melchtal-Stöckalp 1869 und deren Weiterführung bis nach Melchsee-Frutt 1883 nahm die Zahl der Gäste stetig zu. 1888 entstand ein weiteres Kurhaus (Kurhaus Reinhard), das 1890-1899 wesentlich erweitert wurde. 1908 besuchten die ersten Wintertouristen die Frutt und 1914 wurde das Kurhaus Reinhard erneut umgebaut und erweitert. Sein Besitzer Albert Reinhard-Bucher (1861-1943) reichte 1916 ein erstes Luftseilbahnprojekt ein, das jedoch vom Eidgenössischen Amt für Verkehr abgelehnt wurde.
Erst 1935 wurde auf Initiative von Otto Reinhard-Burri (1897-1975) die Luftseilbahn von Stöckalp nach Melchsee-Frutt erstellt. Die von der Firma Oehler in Aarau errichtete Bahn war mit einer Gesamtlänge von rund 3'500 m während vieler Jahre die längste Anlage dieser Art in Europa. Die zwei Kabinen für je vier Personen besassen achträderige Laufwerke mit Fangbremsen. Ab 1945 waren acht Personen pro Kabine zugelassen. Nach einem Unfall 1954 wurde der Betrieb der Bahn bis zu ihrem Neubau eingestellt. Die Firma Habegger, Thun erbaute 1957 im Auftrag der Korporation Kerns eine neue Luftseilbahn mit zwei Kabinen für je 33 Personen. Die gleiche Firma ersetzte 1976 die bestehende Pendelbahn durch eine neue Einseilumlaufbahn mit kuppelbaren, vollautomatischen Vierer-Kabinen.
Von der zu hinterst im Melchtal liegenden Stöckalp führt die Bahn in einer geraden, mit 17 Stahl-Fachwerkstützen bestückten Linie über bewaldete Hänge und schroff abfallende Felsen zum Hochplateau Melchsee-Frutt. Der höchste Punkt wird bei Dämpfelsmatt einige hundert Meter vor der Station Melchsee-Frutt überschritten. Auffallend ist die besonders aufwändige Stützenkonstruktion mit je einer autonomen Bergungsbahn pro Fahrbahnseite mit übereinander geführtem Förderseil.
Die in Mischkonstruktion (Mauerwerk, Holz und Stahl) errichteten Stationen greifen Elemente der lokalen alpinen Bautradition auf. Sie sind aber durch spätere Umbauten und Erweiterungen zu mächtigen, heterogenen Baukomplexen angewachsen. Die Antriebsgruppe ist in der Talstation untergebracht. Umlenkräder und ein Spanngewicht bilden in der Bergstation das Spannsystem des Förderseils. Die von der Firma De Giorgi hergestellten Kabinen besitzen noch die originalen, auf der Giovanola-Technik basierenden Habegger-Gehänge und -Gewichtsklemmen. Das Öffnen, Schliessen und Verriegeln der Kabinentüren erfolgt automatisch. In den Stationen werden die Kabinen mit Kettenförderern bewegt und die Verzögerung respektive Beschleunigung erfolgt über Zahnriemen.
Die mehrheitlich überlieferte Bahn erhielt 1996 sowohl eine neue Steuerung wie auch eine neue Fernüberwachungsanlage.
Die Gondelbahn von der Stöckalp nach Melchsee-Frutt ist nach der 1974 erstellten Geils-Hahnenmoos-Bahn (72.087) die zweite mehrheitlich original erhaltene Einseilumlaufbahn mit kuppelbaren, vollautomatischen Vierer-Kabinen, die von der Thuner Firma Habegger erbaut wurde. Speziell und einzigartig sind die auf beiden Fahrbahnseiten aufgesetzten Bergungsbahnen. Diese sind erforderlich, weil das felsige Gelände im unteren Teil der Anlage ein Abseilen verunmöglicht. Die Erschliessung von Melchsee-Frutt per Luftseilbahn reicht bis in die 1930er-Jahre zurück. Damit wurde die Grundlage zur Entwicklung eines der bedeutendsten Sommer- und Wintersportplätze in Obwalden geschaffen. Die Bedeutung der Bahn zeigt sich insbesondere im Winter, wenn die Strasse zwischen Stöckalp und Melchsee-Frutt wegen Schnee gesperrt ist.
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Concetto | | |
Idea di collegamento (visione) |  | Standort mit Geschichte: erste Anlage geht ins Jahr 1935 zurück (1935: Oehler Pendelbahn mit Vierer-Kabine für Land- u. Forstwirtschaft, 1945 Erweiterung derselben auf Achter-Kabine für touristische Zwecke, 1957 Neubau Pendelbahn von Habegger mit Kabine für 33 Personen); Ersatzbahn; Erschliessung von beliebtem Wander- u. Skigebiet auf Hochplateau Melchsee-Frutt |
Tracciato: progettazione, attuazione |  | direkte u. sinnvolle Verbindung über den höchsten Punkt Dämpfelsmatt (knapp 1950 m. ü. M.) zur Siedlung Melchsee-Frutt (1916 m. ü. M.); markante, felsige Erhebung zu Beginn der Strecke, anschliessend kontinuierlicher Anstieg bis zur Dämpfelsmatt |
Tecnica dell’impianto di trasporto a fune | | |
Costruzione tecnica particolare o tipica, esecuzione, soluzione, materiali |  | einzigartige, aufwändige, aufgesetzte u. unabhängige Bergungsbahn (Habegger-Entwicklung): V-förmig gegeneinander abgestützte Streckenrollen, auf welchen das Förderseil des Bergungsfahrzeugs mit fester Klemme u. vertikal angeordnetem Schwert läuft; in der Talstation ist auf beiden Fahrbahnseiten je ein Bergungsfahrzeug mit den erforderlichen Abseileinrichtungen stationiert; Beschleunigung u. Verzögerung erfolgen über Zahnriemen; Giovanola-Technik |
Importanza dal punto di vista della tecnica degli impianti di trasporto a fune: principio, fabbricante |  | zweitälteste u. mehrheitlich überlieferte Einseilumlaufbahn mit kuppelbaren u. vollautomatischen Vierer-Kabinen von Habegger mit Giovanola-Technik u. mit zwei gleichen, synchron laufenden Antrieben, die von beiden Seiten auf die Antriebsscheibe wirken: bei einem Motor- oder Getriebeschaden wird der defekte Antrieb abgekuppelt u. der intakte Antrieb funktioniert mit halber Leistung als Hilfsantrieb;
zusammen mit den beiden Spezial-Bergungsbahnen stellt diese Anlage eine schweizweit einzigartige Ausführung aus dieser Zeit dar |
Edilizia e genio civile: costruzioni della linea, edifici | | |
Opere d’ingegneria |  | besonders aufwändige Stützenkonstruktion mit aufgesetzter Bergebahn-Einrichtung; elegante Fachwerkstützen: Statik u. Material bzw. Materialisierung sind nicht nur funktional u. statisch, sondern auch formschön ausgebildet |
Architettura |  | bei den Stationsbauten werden Elemente der lokalen, alpinen Bautradition aufgegriffen; sowohl Tal- als auch Bergstation sind durch angeschlossene Baukörper u. Erweiterungen zu übergrossen, heterogenen Baukomplexen angewachsen |
Costruzione architettonica particolare o tipica, esecuzione, soluzione, materiali |  | Mischkonstruktion: Massivbauweise (Unter- u. Erdgeschoss), Stahlkonstruktion mit Holzeinwandungen, z.T. verrandet; Steildächer |
Importanza a livello di tipologia edilizia |  | Hochbauten als wesentliche, aus der Erstellungsszeit stammende jedoch veränderte u. erweiterte Anlagekomponenten; Unterteilung der Baukörper nach Funktionen (seilbahntechnische Ausrüstung mit Garagierung, Personen- u. Warenverkehrsablauf, Personal, Werkstatt, öffentliche Toiletten) |
Autenticità: eredità materiale e ideale | | |
Entità e qualità dei componenti originari |  | integral erhalten |
Qualità delle trasformazioni |  | Nachrüstung: Fernüberwachung u. Steuerung |
Integrità funzionale |  | in Betrieb |
Storia culturale | | |
Persone, imprese, istituzioni |  | prominente, den Kur- u. Fremdenverkehrsbetrieb fördernde Akteure: Hotellier-Familie Reinhard; Bucher & Durrer |
Economia, turismo, trasporti, militare |  | beliebtes u. bekanntes Kur- u. Tourismusgebiet mit langer Tradition (erste Kuren ab 1865); Alp- u. Forstwirtschaft; Kraftwerk; kleines Zentrum: eines der bedeutendsten Fremdenverkehrsgebiete im Kanton Obwalden |
Situazione territoriale | | |
Rispetto del paesaggio, dell’ambiente naturale, del contesto urbano |  | aufgrund der aussergewöhnlichen Bergungsbahn weit ausgreifende Joche bei den Stützen u. daher Akzentuierung der technischen Komponente in der Landschaft |
Infrastruttura | | |
Infrastruttura turistica/d’esercizio |  | eigenes Kraftwerk (seit 1905, ab 1954 Kraftwerk Melchsee-Frutt); Hotellerie u. Aufzugsanlagen; Wanderwege; ehemalige Rettungsstation neben Bergstation |
Rete dei trasporti |  | seit den 1860er-Jahren per Fahrstrasse erschlossen; Strasse zu Stöckalp über Melchsee-Frutt bis zu Tannalp; aufwändige Erschliessung per ÖV (bis Sarnen mit Zug, dann Bus) |
Percorso |  | |
Scopo dell'impianto | | Servizio turistico, Servizio pubblico |
Lunghezza inclinata | | 3308 m |
Dislivello | | 835 m |
Portata massima | | 390 m |
Distanza dal suolo massima | | 60 m |
Pendenza massima; media | | 900 o/oo; 265 o/oo |
Scartamento intervia; Lato salita | | 4500 mm; a sinistra |
Sostegni di linea, numero |  | 17 |
Sostegno di linea, tipo di costruzione; forma | | Capriata in metallo; Sostegno di linea in forma di T |
Sostegno di linea, nome del costruttore | | 1976; Habegger |
Sostegno di linea, rulliera, nome del costruttore | | 1976; Habegger |
Edifici | | |
Nome della stazione a valle; Stazione a valle tipo di costruzione |  | 1976; Stöckalp; Costruzione in legno, Costruzione massiccia (calcestruzzo/muratura), Costruzione in metallo |
Nome della stazione a monte; Stazione a monte tipo di costruzione |  | 1976; Melchsee-Frutt; Costruzione massiccia (calcestruzzo/muratura) |
Funi | | |
Fune portante-traente, numero; protante-traente, diametro | | 1; 40 mm |
Trazione |  | |
Stazione motrice | | Nella stazione a valle |
Motore, nome del costruttore |  | 1976; ABB |
Argano, tipo; Potenza del motore | | Motore a corrente continua con tiristore; 2x250 kW |
Cambio, nome del costruttore |  | 1976; Kissling |
Argano d'emergenza (evacuazione) |  | Motore a combustione interna |
Freni | | |
Freno di servizio | | 1976; Freni a disco |
Freno di sicurezza |  | 1976; Freni a disco |
Attrezzature meccaniche | | |
Dispositivo di tensione del fune portante-traente |  | Contrappeso (stazione a monte) |
Dispositivo di trazione nelle stazioni |  | Trasportatore a catena |
accleratore/rallentatore |  | Cinghia dentata |
Apparecchiature elettriche | | |
Comando, nome del costruttore |  | 1996; Frey AG |
Impianto di telesorveglianza, nome del costruttore | | 1996; Frey AG |
Veicoli |  | |
Numero di veicoli | | 101 |
Persone per veicolo | | 4 |
Carichi utili; Veicolo, peso a vuoto | | 320 kg; 340 kg |
Cabine, nome del costruttore |  | 1976; De Giorgi |
Cabine, lunghezza; larghezza; altezza | | 1700 mm; 1200 mm; 1800 mm |
Porte a serraggio automatico |  | sì |
Sospensione, nome del costruttore |  | 1976; Habegger |
Morse, nome del costruttore; tipo |  | 1976; Habegger; Morsa a gravità |
Performance di trasporto | | |
Velocità di marcia massima; Durata del tragitto | | 4 m/s; 13.7 min. |
Capacità di trasporto, persone; trasporto annuale | | 750 pers./h; 430000 pers./an |
Personale di servizio | | 2 pers. |