Ort, KantonHoch-Ybrig, SZ
Koord. Talstation704.175/208.577 ; 1048 m.ü.M
Koord. Zwischenst.703.787/208.296 ; 1250 m.ü.M
Koord. Bergstation702.770/207.575 ; 1473 m.ü.M
EinstufungRegional
Besuch03.09.2009 eb
Inventar24.11.2010 zk

BetreiberinFerien- und Sportzentrum Hoch Ybrig
HerstellerGaraventa
wwwhttp://www.hoch-ybrig.ch/

Baujahr1969
Erstinbetriebsetzung1969
Umbauten1989; 2009
Kabine

Situation

Beschreibung der Anlage

Die Hoch-Ybrig genannte Region erstreckt sich von der Ibergeregg bis fast zum Sihlsee und umfasst die Gemeinden Ober- und Unteriberg. Sie wird von den Berggipfeln Forst- und Drusberg, Twäri-, Schülberg und Leiterenstollen überragt. Je ein Bergkamm grenzt das Hoch-Ybrig im Süden vom Muotathal und im Osten vom Sihltal ab. Die ursprünglich stark bewaldete Region wurde erst zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert durch Rodungen in grosse Weidelandflächen umgewandelt. Daher lebte die Bevölkerung in den oberen Lagen lange fast ausschliesslich von der Alpwirtschaft. Die Strassenverbindung mit Einsiedeln brachte ab der Mitte des 19. Jahrhundert jeweils im Sommer die ersten Gäste ins obere Ybrig. Bereits um 1900 wurde das Ybrig von Skiwanderern entdeckt, 1938 wurde bei Oberiberg ein erster Skilift aufgerichtet und der Tourismus begann in der Region eine wichtige Lebensgrundlage zu werden. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erfuhr der Wintertourismus insbesondere infolge der 1970 eröffneten Skigebiete Hoch-Ybrig und auf der zur Skiregion Mythen gehörenden Ibergeregg einen beträchtlichen Aufschwung. Die Fremdenverkehrsdestination Hoch-Ybrig richtete sich vor allem an Besucher aus dem Raum Einsiedeln und Zürich.
Der Impuls für die Neueinrichtung eines Erholungsraums sowie eines Sport- und Ferienzentrums in der Region Ybrig für die Kantone Schwyz und Zürich geht auf eine von Zürich angestrebte und massgeblich vom Zürcher Stadtpräsidenten Sigmund Widmer forcierte Kandidatur für die Olympischen Winterspiele für das Jahr 1976 zurück, und die Entwicklung sowie Realisierung der zugehörigen Basisinfrastruktur erfolgten in ausschliesslicher Zusammenarbeit mit dem Schwyzer Seilbahnbauer Garaventa.
In Weglosen, zu hinterst im Tal des Waag-Bachs, in das 1969 zunächst eine Zubringerstrasse angelegt werden musste, befindet sich auf 1'048 m ü. M. der Ausgangspunkt der zum Unter Nieschplänggli/Seebli führenden, zweispurigen Grossraumkabinenpendelbahn von 1970. Die 1'773 m lange Strecke führt nach Südwesten und steigt im unteren Abschnitt zunächst auf die Krete des Gebirgszugs Roggenbänder, wo auch die erste und einzige Stütze platziert ist. Diese als Dreibein-Stütze ausgeführte Stahl-Fachwerkkonstruktion ist durch einen ausgeprägten Ablenkungsradius und einen schlanken, an der Basis zugespitzten Schaft charakterisiert und dient zugleich als Zu- beziehungsweise Ausstiegsstation. Das Trassee überquert weiter einen Südosthang und verläuft im oberen Drittel schliesslich dem Hang der Wangflue entlang.
Die grosszügig angeordnete Antriebsgruppe der Personenseilbahn ist in der Bergstation angelegt; die Zugseilspannvorrichtung und die mit für den Zeitpunkt der Errichtung modernen Rollenketten ausgestattete Abspannung der Tragseile befinden sich in der Talstation. Die beiden Fahrzeuge, an denen für 125 Personen zugelassene Grossraumkabinen der Firma SIG Neuhausen befestigt sind, fahren auf zwei Tragseilen mit Laufwerken, die berg- und talseitig mit Fangbremsen ausgerüstet sind. Das vergleichsweise kurze Gehänge ist eine offene, elegant geschwungene, genietete Blechkonstruktion.
Die Stationskomponenten sowie die Zu- respektive Aussteigeeinrichtungen sind in Stationsgebäuden untergebracht, deren Baukörperform sich wesentlich von der Funktion ableitet und einer zeittypisch kargen und sachlichen Betonarchitektur verpflichtet ist. Die Nähe zu den drei Jahre zuvor für die Garaventa-Pendelbahn in Squaw Valley USA aufgestellten Stationsbauwerke ist unverkennbar. Heute sind die Stationsbauten teilweise mit jüngeren Erweiterungen versehen.
Integraler Bestandteil des mit Bergbahnen, Skiliften und Berggasthäusern gut ausgerüsteten Freizeitzentrums Hoch-Ybrig sind zum einen das mächtige, knapp 1000 Fahrzeuge fassende Parkhaus bei der Talstation sowie die einheitlich geplante Ferienhaussiedlung der Alusuisse an der Fuederegg, auf dem der Bergstation gegenüberliegenden Hang. Zwei andere zum ursprünglichen Ausbaukonzept gehörende Siedlungen konnten nicht realisiert werden. Den grundlegenden planerischen Beitrag leisteten der bekannte und eng mit dem Zürcher Stadtpräsidenten Widmer befreundete Architekt Werner Stücheli (1916-1983) und sein Partner Theo Huggenberger.


Gesamtwürdigung

Die zweispurige Pendelbahn Weglosen-Seebli aus dem Jahr 1970 war nach der 1967 in Squaw Valley USA ausgeführten Anlage die erste Grossraumpendelbahn, die die Schwyzer Seilbahnunternehmung Garaventa in der Schweiz realisieren konnte. Die Anlage, die im Bereich der Bremstechnik sowie der Steuerungs- und Überwachungseinrichtungen jüngst nachgerüstet und mit einem neuen Motor versehen worden ist (2009), jedoch nach wie vor aufgrund ihres hohen Anteils an originalen Systemkomponenten beeindruckt, gehört zu den Meilensteinen der erfolgreichen Firma Garaventa, die in dieser Zeit in den internationalen Markt eingestiegen ist und sich allmählich zu einem der führenden Seilbahnhersteller entwickelte. Die Seebli-Bahn ist jedoch nicht nur aus der Sicht der Schweizer Seilbahngeschichte von hohem Interesse: Sie ist zudem eine essenzielle Grundkomponente eines imposanten und umfangreichen, in der Zeit der wirtschaftlichen Hochkonjunktur projektierten und ausgeführten touristischen Erschliessungs- sowie Freizeitzentrumskonzepts und repräsentiert somit auch eine interessante Facette des optimistischen Zeitgeists der späten 1960er und frühen 1970er-Jahre.


Bewertung

Konzeption
Erschliessungsidee (Vision)sehr hochNeuaufbau eines Erholungsraums für die Kantone SZ u. ZH (Sport- u. Ferienzentrum Hoch-Ybrig; Hintergrund: Kandidatur Zürichs für die Olympischen Winterspiele 1976); Entwicklung in ausschliesslicher Zusammenarbeit mit der Fa. Garaventa
Linienführung: Planung, Umsetzungherausragendgeschickte Linienführung mit nur einer Stütze; der Achse des Tals folgend, aber in steilem u. lawinengefährdetem Gelände
Seilbahntechnik
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialiensehr hochkonventionelle Pendelbahn mit zwei Tragseilen; elegante, aber grosszügige Anordnung der Antriebsgruppe in Bergstation; Trag- u. Zugseilabspannung mittels Gewicht über zu diesem Zeitpunkt moderneren Rollenketten in Talstation (Verkürzung Stationsgebäude); Aufhängung noch wie bei Habegger: relativ kurzes Profilblechgehänge; seitlich abgestützter u. gegen unten zugespitzter Fachwerkmast mit Aussteigestelle
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Herstellersehr hochnach Squaw Valley USA (1967) erste, in eindrücklichem Mass aus der Ursprungszeit überlieferte zweispurige Grossraumpendelbahn von Garaventa in der Schweiz
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten
Ingenieurbausehr hochaufwändige u. anspruchsvolle Stützenkonstruktion in steilem Gelände; bei Talstation wegen Grundwasser erhöhte Anforderungen beim Spanngewichtsschacht; vorgespannte Felsanker für Bergstation auf zerklüftetem Fels
Architekturhochzeittypische sachliche Betonarchitektur; Baukörperform im Wesentlichen von der Funktion her bestimmt (Bautypologie): Vorbild Stationsbau in Squaw Valley USA; jüngere Annexbauten; Planung (mit Siedlung, Parkhäuser) des bekannten Zürcher Architekten Werner Stücheli
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, MaterialienhochBetonkonstruktion mit Faserzementverkleidung
bautypologische Bedeutungsehr hochHochbauten als wesentliche, aus der Anfangszeit stammende Anlagekomponenten; die bautypologische Bedeutung liegt zudem in der einheitlichen Planung – neu geschaffenes Tourismusgebiet
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponentensehr hochbis auf Motor aus der Erstellungszeit
Qualität der Nachrüstungensehr hocherst jüngst elektrische Steuerung erneuert u. dementsprechend Motor ersetzt unter Beibehaltung Schwungrad (Entwicklung im Motorbereich, Frequenzumrichter ist Erneuerung, geringerer Unterhalt u. Rekuperation)
funktionale Unversehrtheitherausragendin Betrieb
Kulturgeschichte
Personen, Firmen, InstitutionenhochStadt bzw. Kanton Zürich: Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 1976 (Vorbild Squaw Valley USA); Zürcher Stadtpräsident Sigmund Widmer
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, MilitärhochVision Ferienzentrum, Realität Tagestourismus
Räumliche Situation
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontextsdurchschnittlichparallel zum Kessel, in Tal eingebettet, übrige Landschaft jedoch unberührt; aufgrund der beträchtlichen Dimension der Anlagen grundsätzlicher Zielkonflikt; die ursprünglich einheitliche Planung ist bei den späteren Zufügungen in den Hintergrund geraten
Infrastruktur
touristische/betriebliche Infrastruktursehr hochBasiserschliessung (Strasse, Wasser, Elektrizität, Telefonie) unmittelbar vor dem Bahnbau (siehe unten): Strasse, Parkhaus; von den geplanten drei Neubausiedlungen wurde nur diejenige an der Fuederegg realisiert (Siedlung Seebliboden, Alusuisse Siedlung Fuederegg, Klubhäuser Raum Fuederegg); Werk des renommierten Zürcher Architekten Werner Stücheli (Vision Widmer-Stücheli)
VerkehrsnetzehochBereitstellung der Zubringerstrasse ins Waag-Tal (Sommer 1969); Postautoverkehr ab Einsiedeln

Anhang 1: Technische Daten

Strecke

Fotos
BetriebszweckTouristisch
Streckenlänge (schief)1773 m
Höhendifferenz425 m
Längstes Seilfeld (schief)1245 m
Grösster Bodenabstand110 m
Neigung Maximal; Mittelwert440 o/oo; 248 o/oo
Spurweite (auf Stützen)9400 mm
Anzahl Stützen1
Stützenbautechnik; StützenformStahl Fachwerk; T-Stütze
Stützen Hersteller1969; Garaventa

Hochbauten

Talstation Name; KonstruktionFotos1970; Weglosen; Massiv (Beton/Mauerwerk)
ArchitektWerner Stücheli, Zürich (?)
Zwischenstation Name; KonstruktionFotosStütze 1; Ohne Gebäude
Bergstation Name; KonstruktionFotos1970; Seebli; Massiv (Beton/Mauerwerk)
ArchitektWerner Stücheli, Zürich (?)

Seile

TragseiltypVollverschlossen
Tragseil Anzahl pro Spur; Durchmesser2; 50 mm
Zugseil Anzahl; Durchmesser1; 35 mm
Gegenseil Anzahl; Durchmesser1; 28 mm

Antrieb

Fotos
Antrieb Ortin Bergstation
Motor HerstellerFotos2009; ABB
Antriebstyp; MotorleistungDrehstrommotor mit Frequenzumrichter; 560 kW
Getriebe HerstellerFotos1969; Kissling

Bremsen

BetriebsbremseFotos2009; Scheibenbremsen
SicherheitsbremseFotos2009; Scheibenbremsen
FangbremsenFotos1969; Am Laufwerk berg- und talseitig

Mechanische Einrichtungen

Tragseil-SpannsystemFotosGewicht Talstation
Rollenkette für TragseilFotosja
Zugseil-SpannsystemFotosGewicht Talstation
Einzeltüren zum Fahrzeug in Stationja
Ein-/Aussteigemöglichkeit bei StützenKlapp-Podest

Elektrotechnische Einrichtungen

Steuerung HerstellerFotos2009; Frey AG
KopierwerkDigital
Fernüberwachungsanlage Hersteller2009; Frey AG
FahrregimeGesteuert im Kommandoraum, Fernbedient durch Fahrzeugbegleiter
Kommunikations SystemTelefon, Funk

Fahrbetriebsmittel

Fotos
Anzahl2
Plätze / Fahrzeug125
Nutzlast; Fahrbetriebsmittel Leergewicht9450 kg; 7950 kg
Kabinen Hersteller1969; SIG Neuhausen
Kabinen Länge; Breite; Höhe7300 mm; 3800 mm; 2600 mm
Automatische Türennein
Gehänge Hersteller; GehängetypFotos1969; SIG Neuhausen; Stahlblech genietet
Laufwerk HerstellerFotos1969; Garaventa
ZugseilbefestigungVergusskopf

Förderleistung

Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit10 m/s; 5 Min.
Personenleistung; Jahresbeförderung Total1300 Personen/h; 418000 Pers./Jahr
Notwendiges Betriebspersonal3 Pers.

Anhang 2: Apparat

Archive
-SWA BS Sign.: H + I E 912 (Luftseilbahn Weglosen – Seebli Hoch-Ybrig AG)
Literatur
-Anonym: Sport- und Ferienzentrum Hoch-Ybrig: Planung Werner Stücheli BSA/SIA, Theo Huggenberger SIA, Ernst Stücheli SIA, Zürich, in: Das Werk, vol. 58 (1971), p. 26-27
-Loderer, Benedikt: Stücheli, Werner, Art. in: Architektenlexikon der Schweiz, hrsg. v. Isabelle Rucki u. Dorothee Huber, Basel: Birkhäuser, 1998, p. 519-520
-Sommer- u. Winterkurort, Version vom 20.11.2010, URL: http://www.oberiberg.ch/Sommer-Winterkurort.154.0.html?&L=0
-Verbindung ins Ybrig, Version vom 20.11.2010, URL: http://www.oberiberg.ch/Verbindung-ins-Ybrig.151.0.html
e-docs
-http://www.picswiss.ch/01-SZ/Foto-20/SZ-27-01.jpg  
-http://www.sommerschi.com/forum/viewtopic.php?t=1173  
-http://www.oberiberg.ch/Geschichte.149.0.html  

Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten

Jahre Graphik

Anhang 4: Relationen

HerstellerGaraventaGaraventa

Anhang 5: Bildauswahl

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