Samnaun, ein Seitental des Unterengadins, befindet sich im nordöstlichsten, an Österreich grenzenden Zipfel des Kantons Graubünden. Das abgeschlossene Tal wurde einst von Tschlin und Ramosch aus alpwirtschaftlich genutzt und war bis in die Neuzeit kirchlich und politisch abhängig von Ramosch. Das vergleichsweise milde Klima und die Abgeschiedenheit führten zu einer weitgehenden wirtschaftlichen Unabhängigkeit; einen ersten Fahrweg ins Inn-Tal über das österreichische Spiss erhielt das Samnaun erst 1830. 1912 folgte eine Strasse auf Schweizer Seite nach Vinadi GR. Aufgrund der räumlichen Isolation wurde das Samnaun 1892 vom schweizerischen Zollgebiet ausgeschlossen. Diesen Sonderstatus konnte Samnaun trotz der neuen Strassenverbindung mit dem Unterengadin beibehalten. Der direkte Zugang vom Unterengadin her erwies sich in der Folge einerseits als Verdienst- und Absatzmöglichkeit und war andererseits Voraussetzung für die Ausbildung des Sektors Fremdenverkehr.
Die ersten Hotels wurden in der Zwischenkriegszeit erstellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm mit der Gründung des Kur- und Verkehrsvereins 1951 der Tourismus einen neuen Anfang. Ein erster Skilift wurde 1954 erstellt. Die nachhaltige touristische Entwicklung von Samnaun setzte nach diesen verhaltenen Anfängen jedoch erst in den späten 1970er-Jahren mit der Erschliessung der Alp Trida und der Koordination mit dem österreichischen Fremdenverkehrsort Ischgl in der Talschaft Paznaun ein. Grundstein für diesen Aufschwung bildete die Personen-Luftseilbahn von 1978. Für die Finanzierung der Anlage wurden Einnahmen der 1973 eingeführten Sondergewerbesteuer (auf Zigaretten, Benzin etc.) eingesetzt.
Der Standort der Erschliessungsbahn wurde aufgrund der Lawinen gefährdeten Situation des Dorfes Samnaun in der talabwärts gelegenen Fraktion Ravaisch festgelegt. Dadurch ergaben sich auch Vorteile in Bezug auf die Parkierung und für die Linienführung. Die Talstation wurde, einerseits um Höhe zu gewinnen, andererseits um eine Einfahrstütze zu sparen, am Gegenhang auf 1'791 m ü. M. auf der rechten Talseite angeordnet. Die 2'297 m lange Strecke führt in nördlicher Richtung zum Alptrider Sattel auf 2'510 m ü. M. hinauf. Auf dem Zwischengipfel Chè d'Mot auf 2'058 m ü. M. sind zwei nah beieinander stehende Stahl-Fachwerkstützen platziert, eine dritte befindet sich nach der Überwindung des steilen, zum Teil felsigen Bereichs Fulguetta unterhalb der Bergstation.
Die Antriebsgruppe der von Garaventa erstellten zweispurigen Pendelbahn ist in der Talstation angeordnet. Die Abspannung der Tragseile erfolgt mittels Gewicht in der Bergstation und ist mit einer Rollenkette versehen; am Berg befindet sich auch die Spannvorrichtung des Zugsseils. Bei den beiden, sich auf zwei Tragseilen bewegenden Fahrzeugen mit Grossraumkabinen für 80 Personen setzte Garaventa erstmals eine neu entwickelte Gehängeform ein, die eine weniger starre Konstruktion zum Ziel hatte und bei Zugseilriss das Abheben des Laufwerks verhindern sollte. Deswegen sind die geraden Kastengehänge im unteren Bereich mit einer Pendeldämpfung ausgerüstet und die Kabinen sind mit Stahlseilen befestigt. Die von Garaventa bei der Alptrider-Bahn verwendeten Laufwerke sind berg- und talseitig mit Fangbremsen versehen. Bei Notfällen kann eine Bergungsbahn mit offenem Fahrkorb installiert werden.
Die Stationskomponenten sowie die Zu- respektive Aussteigeeinrichtungen sind in Stationsgebäuden, in Beton- und Stahlbauweise ausgeführte Pultdachbauten, untergebracht. Ihnen sind seitlich beziehungsweise bergseitig teilweise jüngere Trakte angefügt. Sie präsentieren sich als zweckmässige, unspektakuläre Bauwerke und als Teil einer ausgedehnten technisch-touristischen Infrastruktur.
1995 wurde als Ergänzung des Samnauner Zubringersystems in die Silvretta Arena Samnaun/Ischgl die "Twinliner"-Anlage, die erste und einzige Doppelstockbahn der Schweiz (71.098), gebaut. Daher wird die Ursprungsbahn von 1978 heute als Entlastungsbahn eingesetzt.
Die 1978 von Garaventa erstellte, von Ravaisch zum Alptrider Sattel führende zweispurige Pendelbahn ist bis auf die 2007 ersetzten Steuerungs- und Fernüberwachungskomponenten vollumfänglich aus dem Erstellungsjahr überliefert. Bei dieser Anlage wurde von Garaventa erstmals eine neu entwickelte, mit einer Pendeldämpfung versehene Gehängeform eingesetzt. Aus dieser Hinsicht repräsentiert die Bergbahn Alptrider Sattel I einen interessanten Aspekt der seilbahntechnischen Entwicklung. Als technische Infrastruktur kann der Alptrider-Bahn von Samnaun zudem eine entscheidende wirtschaftliche und touristische Bedeutung beigemessen werden, da sie den Grundstein für den Ausbau des grossräumigen und grenzüberschreitenden Skizentrums Silvretta Arena legte.
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Idée de mise en valeur (vision) | | Grundidee aus den 1960er-Jahren; erste Erschliessungsbahn im Skigebiet Samnaun (Alp Trida); Zusammenschluss mit Skigebiet Ischgl in Österreich (Talschaft Paznaun); Basisinfrastruktur |
Conception de la ligne, planification, mise en place | | Talstation vor dem lawinengefährdeten Dorf; dadurch Vorteile in Bezug auf Parkierung u. Optimierung der Linienführung (weniger Stützen); Station am Gegenhang (Einsparung Ausfahrstütze, Gewinn von Höhe); Doppelstütze auf Zwischengipfel Chè d'Mot |
Technique | | |
Construction technique typique, exécution, solution et matériaux | | zweispurige Personenluftseilbahn im Pendelbetrieb mit Grossraumkabinen; Neuentwicklung Gehängeform: geschlossener Kasten, im unteren Bereich mit Pendeldämpfung (weniger starr, Kabine mittels Seilen an Gehänge befestigt, um Abheben des Laufwerks bei Zugseilriss zu verhindern); Antrieb in Talstation; bei den mittels Gewicht in der Talstation abgespannten Tragseilen Rollenketten; Gewichtsabspannung für Zugseile in Bergstation; markante, konische Fachwerkstützen |
Signification, principe, fournisseur | | die Gehänge-Lösung von Garaventa stellt einen wichtigen Entwicklungsschritt der Gehängetechnik dar |
Ouvrages d’art: ouvrages de ligne, bâtiments | | |
Travaux d’ingénieurs | - | - |
Architecture | | im Vergleich zu den Stationsbauten der Parallelbahn (71.098) bescheidene Volumina; sachliche u. unspektakulkäre Zweckarchitektur |
Construction architecturale typique ou particulière, exécution, solution, matériaux | | Mischkonstruktion mit Schrägdach: Stahlkonstruktion mit Blechverkleidung, Kern aus Beton; bei Talstation jüngere Aufbauten (massiv, verputzt); Bergstation-Aufnahmegebäude Solitär (Restaurant selbständig) |
Valeur typologique | | Hochbauten als wesentliche, aus der Erstellungszeit stammende Anlagekomponenten |
Authenticité du matériel, tradition idéale | | |
Importance et qualité des composants d’origine | | bis auf Steuerung vollumfänglich erhalten |
Qualité des composants additifs | | auf Bestand abgestimmt |
Fonctionnalité | | als Entlastungsbahn in Betrieb |
Histoire culturelle | | |
Personnages, entreprises, institutions | | Grundidee von Ing. Werner Schuler, Rorschach; Projekt in Ortsplanung integriert (Gemeinde, Kanton) |
Economie, tourisme, trafic, militaire | | Entwicklungspotenzial Tourismus in Kooperation mit Ischgl, da Abbau der Vorzüge der Zollfreiheit u. beschränkte Möglichkeit der Ortserweiterung von Samnaun aufgrund der Lawinengefährdung; Finanzierung der Anlage über einen Teil der 1973 eingeführten Sondergewerbesteuer auf Zigaretten, Benzin, ... |
Situation dans l’environnement | | |
Respect du paysage, de l’environnement naturel et du contexte urbain | | zweckmässig; Platzierung der Anlageteile aufgrund der technischen u. ökonomischen Anforderungen; massentouristisches Schwerpunktsgebiet |
Infrastructure | | |
Infrastructure touristique/ exploitation | | Restaurant Alp Trida, Aufzugsanlagen |
Réseau de communication | | Ausbau der Zufahrtsstrasse; jedoch nach wie vor umständlich, da am äussersten Zipfel der Schweiz sehr dezentral gelegen; die besser ausgebaute Zufahrtsstrasse führt auf österreichischem Boden dem Schergenbach entlang |
Parcours | | |
But de l'éxploitation | | Desserte touristique |
Longueur (inclinée) | | 2297 m |
Dénivellation | | 719 m |
Portée maximale (inclinée) | | 1499 m |
Garde au sol maximale | | 210 m |
Pente maximale; moyenne | | 460 o/oo; 330 o/oo |
Ecartement de la voie | | 10200 mm |
Supports de ligne, nombre | | 3 |
Support de ligne, type de construction; forme | | Construction en treillis métalliques; Support de ligne, en forme T |
Supports de ligne, nom du constructeur | | 1978; Garaventa |
Bâtiments | | |
Nom de la station aval; Station aval type de construction | | 1978; Ravaisch; Construction massive (maçonnerie, béton) |
Nom de la station amont; Station amont type de construction | | 1978; Alp Trider; Construction massive (maçonnerie, béton), Construction métallique |
Câble | | |
Câble porteur, type | | Câble clos d'une seul pièce |
Câble porteur, nombre/voie; diamètre | | 2; 48 mm |
Câble tracteur, nombre; diamètre | | 1; 34 mm |
Contre-câble, nombre; diamètre | | 1; 34 mm |
Actionnement | | |
Station d'entraînement | | à la station aval |
Moteur, nom du constructeur | | 1978; BBC |
Entraînement, type; Puissance du moteur | | Moteur à courant continu Ward-Léonard; 400 kW |
Réducteur, nom du constructeur | | 1978; Kissling |
Entraînement de secours (évacuation) | | Entraînement hydraulique actionné par moteur à combustion interne |
Freins | | |
Frein de service | | 1978; Freins à disque |
Frein de sécurité | | 1978; Freins à disque |
Freins embarqués | | 1978; Freins embarqués par chariot indépendant amont et aval du chariot |
Equipement mécanique | | |
Dispositif de tension du câble porteur | | Contre-poids (station amont) |
Chaîne à rouleaux (câble porteur) | | oui |
Dispositif de tension du câble tracteur | | Contre-poids (station amont) |
Porte d'accès à la cabine | | oui |
Installations électriques | | |
Systeme de commande, nom du constructeur | | 2007; Frey AG |
Répétiteur de marche | | 2007; numérique |
Télésurveillance, nom du constructeur | | 2007; Frey AG |
Mode d'exploitation | | Commande manuelle, Commandé par le locale de commande, Télécommandé par cabinier |
Organes de communication, système | | Téléphone, Radiophonique |
Véhicules | | |
Nombre de véhicules | | 2 |
Personnes par véhicule | | 80 |
Charges utiles; Véhicule, poids à vide | | 6000 kg; 1770 kg |
Cabines, nom du constructeur | | 1978; CWA |
Cabines, longuer; largeur; hauteur | | 5800 mm; 3400 mm; 2200 mm |
Portes à mouvement automatique | | non |
Suspente, nom du constructeur; type | | 1978; Garaventa; Construction en forme de caisson |
Chariot, nom du constructeur | | 1978; Garaventa |
Fixation du câble tracteur | | Culot sec |
Performance de transport | | |
Vitesse de marche maximale; Durée du trajet | | 10 m/s; 6 min. |
Capacité de transport, personnes; transport annuelle | | 800 pers./h; 37000 pers./an |
Personnel de service nécessaire | | 1 pers. |