Ort, KantonAdelboden, BE
Koord. Talstation605.700/145.070 ; 1715 m.ü.M
Koord. Bergstation604.340/144.640 ; 1955 m.ü.M
EinstufungRegional
Besuch02.07.2009 eb
Inventar02.12.2010 pb

BetreiberinBergbahnen Adelboden AG
HerstellerHabegger
wwwhttp://www.adelboden-baag.ch

Baujahr1974
Erstinbetriebsetzung1974
Umbauten2003
Anlage ersetzt2013
Kabine

Situation

Beschreibung der Anlage

Der Hahnenmoospass war in alten Zeiten ein wichtiger direkter Übergang zwischen Adelboden im Entschligetal und Lenk im Simmental. Im Jahr 1905 wurde durch Gottfried Bircher von Frutigen die erste Passherberge erbaut. Jakob Reichen-Zeller von Adelboden kaufte 1919 das Gebäude und liess es 1928 vergrössern. Neben diesem Berghaus entstand 1966 das neue Berghotel, das 1980/81 erweitert wurde.
Bereits ab 1935/36 führte im Winter ein Schlittenaufzug, der den Namen von Fridtjof Nansens norwegischem Forschungsschiff «Fram» trug, in zwei Sektionen von Geils zum Hahnenmoospass. 1954/55 wurde dieser Schlittenaufzug durch eine Zweier-Sesselbahn ersetzt.
Anstelle der Sesselbahn errichtete die Firma Habegger 1974 eine auf der Giovanola-Technik basierende Einseilumlaufbahn mit kuppelbaren Kabinen. Die eine Sektion umfassende Bahn ist mit 81 Kabinen der Oltener Firma CWA ausgestattet, bei denen erstmalig vollautomatische Türöffnungen eingesetzt wurden. Die Gehänge sowie die als Verbindung mit dem Seil verwendeten Gewichtsklemmen stammen von Giovanola Habegger. Das Förderseil wird von 13 schlanken Fachwerk-T-Stützen getragen.
Die vom Büro Künzi + Knutti, Adelboden projektierten Stationen orientieren sich formal an der lokalen Architekturtradition. Die grossvolumigen Baukörper bestehen aus einem massiven Sockel mit einem Aufbau in Stahl und Holz, der teilweise verrandet ist. Die Stationsbauten zeigen eine Aufteilung in Kundenabfertigung, Werkstattbereich und Kabinen-Garagierung. Die Südfassade der Talstation wurde 2004 geöffnet, damit ein neuer Eingang ohne Treppe entstehen konnte.
Der Antrieb ist in der Talstation, während die Förderseilabspannung sich in der Bergstation befindet. Für die Beschleunigung und Verzögerung der Fahrzeuge in den Stationen wird das neuere System mit Luftreifen eingesetzt.
Die wesentlich aus der Erstellungszeit stammende Anlage erhielt 2004 einen neuen Motor der Firma ABB und die Frey AG baute eine neue Steuerung und Fernüberwachungsanlage ein.
Die seit 1931 von Adelboden bis ins Bergläger führende Strasse wurde 1936/37 bis nach Geils verlängert. Die primär für den Busverkehr bestimmte Strasse ist vom motorisierten Individualverkehr nur kostenpflichtig befahrbar. Von der Lenker Seite her führt seit 1960 ein Skilift (2006 ersetzt) vom Bühlberg auf den Hahnenmoospass. Die Luftseilbahn Lenk-Metsch und die Skilifte Metsch wurden 1972/73 errichtet.


Gesamtwürdigung

Bei der Geils-Hahnenmoos Bahn handelt es sich um die erste vollautomatische Gondelbahn der Schweiz. Sie wurde 1974 als Ersatz für die den gesteigerten Anforderungen nicht mehr genügende Doppelsesselbahn erstellt. Die auf der Giovanola-Technik basierende Einseilumlaufbahn mit kuppelbaren Kabinen der Firma Habegger ist mehrheitlich überliefert. Sie steht am Anfang einer Reihe von Bahnen, welche die bekannte Herstellerfirma aus Thun nach diesem Prinzip erbaute. So etwa die Bahnen Stöckalp-Melchsee Frutt (1976; 72.090) und Grindelwald Grund-Männlichen (1978; 72.093/094).


Bewertung

Konzeption
Erschliessungsidee (Vision)hochErsatzbahn: von Ausgangspunkt Geils direkte Verbindung zum Hahnenmoospass
Linienführung: Planung, Umsetzunghochdirekt über Alp; relativ flache Linie
Seilbahntechnik
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialiensehr hochkonventionelle Anlage; Giovanola-Technik (Klemmapparat, Gehänge u. Stützen); erstmalig vollautomatische Öffnung der Kabinentüren; Beschleunigung u. Verzögerung in den Stationen ursprünglich mit Schwerkraft bzw. Rampe, neu mittels System Luftreifen unter Beibehaltung der Rampe; schlanke Fachwerkstützen
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Herstellerherausragenderste vollautomatische u. mehrheitlich überlieferte, auf der Giovanola-Technik basierende Habegger-Einseilumlaufbahn mit kuppelbaren Vierer-Kabinen (vgl. 72.090 u. 72.093/094)
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten
Ingenieurbau--
Architekturhochorientiert sich formal an der lokalen Architekturtradition (zeitlose Bergarchitektur); grossvolumige, jedoch gut gegliederte Baukörper; Teil einer kompakten u. insgesamt einheitlich ausgebildeten Baugruppe auf dem Hahnenmoospass
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, MaterialienhochMischkonstruktion: Massivbauweise (Sockel), Stahl- u. Holzkonstruktion (Einwandung mit Holz, z. Teil verrandet), Steildach; Aufteilung: Werkstattbereich, Kabinen-Garagierung, Kundenabfertigung, Antriebssektor (Talstation), Abspannung (Bergstation)
bautypologische Bedeutungsehr hochHochbauten als wesentliche, aus der Erstellungsszeit stammende u. minimal veränderte Anlagekomponenten; Unterteilung der Baukörper nach Funktionen
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponentensehr hochin einem eindrücklichen Masse überlieferte Anlage
Qualität der Nachrüstungensehr hochminimale, auf bestehendes System abgestimmte Nachrüstungsphase 2003: Motor, Fernüberwachung u. Steuerung
funktionale Unversehrtheitherausragendnach wie vor als Winter- u. Sommeranlage u. Zubringer zum Hahnenmoospass in Betrieb
Kulturgeschichte
Personen, Firmen, Institutionen--
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militärsehr hochprimär touristische Nutzung, seit der Einrichtung der Kabinenbahn sowohl im Sommer als auch im Winter; zeitweilig (bis zweites Drittel 20. Jahrhundert) war die Anlage auch von militärischer Bedeutung: die Seilbahnkompanie führte übungshalber Materialtransporte über den Hahnenmoospass aus
Räumliche Situation
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontextshochzweckmässig
Infrastruktur
touristische/betriebliche Infrastruktursehr hochBergrestaurant, verschiedene Aufzugsanlagen, unter anderen auch solche, die die Verbindung mit dem Nachbarkurort Lenk ermöglichen
VerkehrsnetzehochStrasse nach Adelboden-Geils für motorisierten Individualverkehr; ab den 1930er-Jahren etappenweise Erschliessung des Hahnenmoospasses durch Strasse (heute Zugang nur für Anstösser); ÖV eher umständlich (Zug bis Frutigen, dann per Bus)

Anhang 1: Technische Daten

Strecke

Fotos
BetriebszweckTouristisch
Streckenlänge (schief)1450 m
Höhendifferenz240 m
Längstes Seilfeld (schief)275 m
Grösster Bodenabstand30 m
Neigung Maximal; Mittelwert285 o/oo; 165 o/oo
Spurweite (auf Stützen); Bergseilseite4400 mm; links
Anzahl StützenFotos13
Stützenbautechnik; StützenformStahl Fachwerk; T-Stütze
Stützen Hersteller1974; Habegger/Giovanola
Stützen-Rollenbatterie Hersteller1974; Habegger

Hochbauten

Talstation Name; KonstruktionFotos1974; Geils; Massiv (Beton/Mauerwerk), Stahlkonstruktion
ArchitektKünzi + Knutti AG (K+K), Adelboden
Bergstation Name; KonstruktionFotos1974; Hahnenmoos; Holzbau, Massiv (Beton/Mauerwerk), Stahlkonstruktion
ArchitektKünzi + Knutti AG (K+K), Adelboden

Seile

Förderseil Anzahl; Durchmesser1; 31 mm

Antrieb

Fotos
Antrieb Ortin Talstation
Motor HerstellerFotos2003; ABB
Antriebstyp; MotorleistungDrehstrommotor mit Frequenzumrichter; 266 kW
Getriebe HerstellerFotos1974; Kissling
Notantrieb für RäumungFotosVerbrennungsmotor

Bremsen

BetriebsbremseFotos1974; Trommelbremse
SicherheitsbremseFotos1974; Scheibenbremsen

Mechanische Einrichtungen

Förderseil SpannsystemGewicht Bergstation
StationsumlauffördererFotosKettenförderer
Beschleuniger/VerzögererFotosSchwerkraft, Luftreifen

Elektrotechnische Einrichtungen

Steuerung HerstellerFotos2003; Frey AG Stans
Fernüberwachungsanlage Hersteller2003; Frey AG Stans

Fahrbetriebsmittel

Fotos
Anzahl81
Plätze / Fahrzeug4
Nutzlast; Fahrbetriebsmittel Leergewicht320 kg; 150 kg
Kabinen Hersteller1974; CWA Olten
Kabinen Länge; Breite; Höhe1600 mm; 1400 mm; 1800 mm
Automatische Türenja
Gehänge HerstellerFotos1974; Habegger (System Giovanola)
Klemmvorrichtung Hersteller; Typ1974; Habegger (System Giovanola); Gewichtsklemme

Förderleistung

Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit3.5 m/s; 7 Min.
Personenleistung; Jahresbeförderung Total1170 Personen/h; 417000 Pers./Jahr
Notwendiges Betriebspersonal3 Pers.

Anhang 2: Apparat

Archive
-SWA BS Verkehr B 636 und B 766 (Gondelbahn Geils – Hahnenmoos Ski- und Sessellift Hahnenmoos AG/Bergbahnen Adelboden AG)
Literatur
-Aellig, Jakob: 100 Jahre Kur- und Verkehrsverein Adelboden 1888-1988, Adelboden: Frutigland-Verlag, 1988
-Aellig, Gilgian: 100 Jahre Skiclub Adelboden 1903-2003, Adelboden 2003
-Gemeinde Adelboden (Hrsg.): Adelboden Gestern - Heute - Morgen, Adelboden 2010
e-docs
-http://www.jacomet.ch/themen/skilift/album/displayimage.php?album=131&pos=70  
-http://www.lift-world.info/de/lifts/1273/datas.htm  
-http://www.hahnenmoos.ch/d/geschichte.html  
-http://www.remontees-mecaniques.net/bdd/reportage-550.html  

Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten

Jahre Graphik

Anhang 4: Relationen

HerstellerHabeggerHabegger Maschinenfabrik (Seilbahntechnik)
Ähnliche Anlage72.093UK-04Grindelwald Grund - Holenstein, Grindelwald
Ähnliche Anlage72.094UK-04Holenstein - Männlichen, Grindelwald

Anhang 5: Bildauswahl

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