Ort, KantonLugano, TI
Koord. Talstation718.635/096.143 ; 289 m.ü.M
Koord. Bergstation718.833/096.230 ; 385 m.ü.M
EinstufungRegional
Besuch12.10.2009 tb
Inventar20.11.2010 pb

BetreiberinSocietà Funicolare Cassarate-Monte Brè
HerstellerBell
wwwhttp://www.montebre.ch

Baujahr1908
Erstinbetriebsetzung1908
Umbauten1985
Wagen

Situation

Beschreibung der Anlage

Der Monte Brè ist ein bekannter Berg östlich von Lugano mit vorzüglicher Aussicht auf die Bucht von Lugano und die Schweizer Alpen. Die von Castagnola am Luganersee auf den Monte Brè führende Drahtseilbahn besitzt zwei Sektionen: Von Cassarate bis auf die Terrasse von Suvigliana und von Suvigliana über Aldesago bis auf den Gipfel.
Die Idee zum Bau einer Bahn auf den Monte Brè hatten anfangs des 20. Jahrhunderts Enrico Brinkmann und Prof. Bianchini. Die damit verbundene Realisierung eines Wohnquartiers an den Hängen des Monte Brè kam jedoch nicht zur Ausführung. Bereits 1905 hatten die Herren Strub, Birken und Wenips die Konzession zum Bau einer Bahn auf den Monte Brè erhalten. Über Enrico Brinkmann gelangte die Konzession in den Besitz der Società Bancaria Ticinese und schliesslich an eine Aktiengesellschaft.
1908 war die eingleisige Standseilbahn mit Abt'scher Weiche und zwei Wagen im Pendelbetrieb zwischen Cassarate und Suvigliana als erste Sektion der Monte Brè Bahn fertig gestellt. Zur Ausführung gelangte ein Projekt der beiden bekannten Seilbahningenieure Emil Strub und H.H. Peter. Die Seilbahntechnik lieferte die Maschinenfabrik Theodor Bell aus Kriens und die Bauarbeiten übernahm die Bauunternehmung Cavalli & Alleoni.
Die bloss 196 m lange, leicht gekurvt verlaufende Strecke besitzt wenige Kunstbauten. Neben einer kleinen Brücke sind es vor allem aus Natursteinquadern gefügte Stützmauern.
Die ursprünglich reich gestaltete Talstation mit späthistoristisch gestaltetem Portikus wurde in den 1980er-Jahren durch eine sachlich-funktionale, seitlich offene Flachdachkonstruktion ersetzt. Die aus der Bauzeit stammende Bergstation besteht aus einem spätklassizistischen Kopfbau auf einem Rustika-Mauerwerksockel, an den eine schmucke Einfahrtshalle anschliesst.
Die im Kopfbau der Bergstation untergebrachte Antriebsgruppe mit Motor und Getriebe wurde 1960 ausgewechselt. 1984 erfolgte der Ersatz der Betriebs- und Sicherheitsbremse. Die ursprünglich von der Maschinenfabrik Oerlikon gelieferten elektrotechnischen Einrichtungen wurden 1985 durch eine neue Steuerungs- und Fernüberwachungsanlage ersetzt.
Die beiden zweiachsigen Fahrgestelle mit den charakteristischen Fangbremsen wurden 1959 von der Firma Bell neu angefertigt. Gleichzeitig konstruierte die Firma der Gebr. Regazzoni in Lugano die beiden formschönen Metall-Karosserien. Die beiden Wagenaufbauten mit drei Abteilen und zwei Führerständen können je 42 Fahrgäste fassen.
Nach wie vor dient die Bahn einerseits der Erschliessung von Suvigliana und andererseits als Zubringer zur zweiten Sektion und somit zum Ausflugsziel Monte Brè.


Gesamtwürdigung

Auf den berühmten Tessiner Aussichtsberg Monte Brè bei Lugano führt seit 1912 eine in zwei Sektionen aufgeteilte Standseilbahn. Es handelt sich um eine klassische, einspurige Standseilbahn mit Ausweiche nach dem Prinzip von Roman Abt. Die untere, seit jeher explizit als Vorortserschliessung konzipierte und somit hinsichtlich der Stadtentwicklung von Lugano bedeutende Sektion der Monte Brè-Bahn ist bezüglich Linienführung, Unterbau und Gestaltung der Bergstation ursprünglich von 1908 erhalten. Die aus dem Hause Bell stammende Standseilbahn wurde 1959/60 sorgfältig und systemtreu nachgerüstet. Die beiden formschönen Fahrbetriebsmittel sind aus dieser Zeit. Eine weitere Nachrüstung brachte 1985 den an die Funktion der Vorortserschliessung angepassten Automatikbetrieb.


Bewertung

Konzeption
Erschliessungsidee (Vision)sehr hochErschliessung des Dorfes u. des gleichnamigen Aussichtsbergs Brè sowie Grundvoraussetzung für die Entwicklung eines Vororts von Lugano auf der Höhe von Suvigliana an der Westflanke des Brè
Linienführung: Planung, Umsetzunghochaufgrund des ursprünglichen Projekts, die Seilbahnerschliessung in zwei verschiedenen Systemen auszuführen (Standseilbahn u. Luftseilbahn), explizite Zäsur in Suvigliana: kurze, minim gekurvte Strecke für erste Sektion; wenig Kunstbauten
Seilbahntechnik
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialienhochtypische eingleisige Standseilbahn mit zwei Wagen im Pendelbetrieb, Abt'scher Weiche u. Bremszangensystem; Linienführung u. Unterbau aus der Ursprungszeit (1908), charakteristische Nachrüstungen bzw. Anlagekomponenten von 1959/60; der Funktion der Vorrortserschliessung angepasster Automatikbetrieb
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Herstellersehr hochansehnliche Vertreterin einer in zwei Phasen sorgfältig nachgerüsteten Bell-Standseilbahn; Projekt der berühmten Seilbahningenieure Emil Strub und H.H. Peter, Zürich
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten
Ingenieurbauhochwenig Kunstbauten, da kurze Strecke: Terrainanpassungen wie z.B. Stützmauern sorgfältig aus Natursteinquadern gefügt
Architekturhochunspektakuläre, in der zweiten Hälfte des 20. Jh. (1980er Jahre) mehrheitlich neu gestaltete Talstation anstelle einer aufwändig instrumentierten späthistoristischen Portikus-Konstruktion; Bergstation aus der Bauzeit mit sorgfältiger Bahneinfahrt (massive Pfeiler) u. gegliedertem spätklassizistischem Kopfbau (Antriebsgebäude)
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, MaterialienhochTalstation: Beton-Metall, flachgedeckt, sachlich-funktional; Bergstation: Putzbau mit Gliederungselementen über Rustika-Mauerwerksockel; sorgfältige Schmiedeeisenarbeiten (Jugendstil)
bautypologische Bedeutungsehr hochinsbesondere Bergstation exemplarische Vertreterin von Standseilbahn-Architektur mit Tessiner Kolorit
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung
Umfang und Qualität der ursprünglichen KomponentenhochLinienführung, Unterbau u. Bergstation aus der Ersterstellungszeit: zeitgemässe u. sorgfältige Ausführung
Qualität der Nachrüstungensehr hochzeittypisch ausgeführte Erneuerungen 1959/60 (Fahrbetriebsmittel, Antrieb, Fangbremse); 1985 sicherheitsrelevante u. Komfort-Nachrüstungen; beachtliche Detailpflege
funktionale Unversehrtheitherausragendnach wie vor in der Doppelfunktion – Erschliessung Suvigliana u. Zubringer Ausflugsziel Monte Brè – in Betrieb
Kulturgeschichte
Personen, Firmen, Institutionen--
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militärsehr hochwichtiger Impuls für die wirtschaftliche u. touristische Entwicklung von Cassarate u. Brè
Räumliche Situation
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontextshochdie Bahnlinie ist an u. für sich gut eingliedert; durch die zunehmende Bebauung verliert die Landschaft an Erlebniswert
Infrastruktur
touristische/betriebliche Infrastrukturdurchschnittlichder untere Abschnitt der den Monte Brè erschliessenden Zweisektionenbahn weist keine spezifische Infrastruktur auf (siehe 61.008)
Verkehrsnetzesehr hochins städtische Verkehrssystem eingebunden

Anhang 1: Technische Daten

Strecke

Fotos
BetriebszweckTouristisch, Öffentliche Erschliessung
Streckenlänge (schief)196 m
Höhendifferenz96 m
Neigung Maximal; Mittelwert605 o/oo; 559 o/oo
Spurweite1000 mm
Standseilbahnprinzip2 Wagen mit Abtscher Weiche
UnterbauMauerwerk
BrückentypenMauerwerk
Anzahl Brücken1
Längste Brücke5 m

Hochbauten

Talstation Name; KonstruktionFotos1908; Cassarate; Stahlkonstruktion
Bergstation Name; KonstruktionFotos1908; Suvigliana; Massiv (Beton/Mauerwerk)

Seile

Zugseil Durchmesser28 mm

Antrieb

Fotos
Antrieb Ortin Bergstation
Motor HerstellerFotos1960; BBC
Antriebstyp; MotorleistungGleichstrom Ward Leonard WL; 45 kW
Getriebe HerstellerFotos1960; WGW, Bochum
Notantrieb für RäumungDurch Schwerkraft

Bremsen

BetriebsbremseFotos1984; Trommelbremse
SicherheitsbremseFotos1984; Trommelbremse
FangbremsenFotos1960; Zangenbremse auf Schiene

Mechanische Einrichtungen

Elektrotechnische Einrichtungen

Steuerung HerstellerFotos1985; BBC
KopierwerkFotos1985; Mechanisch am Wagenstandsanzeiger
Fernüberwachungsanlage Hersteller1985; Frey AG
SignalübertragungInduktiv über Linienleiter
FahrregimeVollautomatisch ohne Personal
Kommunikations SystemTelefon

Fahrbetriebsmittel

Fotos
Anzahl2
Plätze / Fahrzeug42
Nutzlast; Fahrbetriebsmittel Leergewicht3360 kg; 5630 kg
Automatische Türenja
Wagenaufbau HerstellerFotos1959; F.lli Regazzoni Carrozzeria Lugano
Wagen Länge; Breite; Höhe6980 mm; 2100 mm; 3140 mm
Wagenaufbau TypMetall
Fahrgestell HerstellerFotos1959; Bell
Fahrgestell Anzahl Achsen2
ZugseilbefestigungVergusskopf

Förderleistung

Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit2 m/s; 2 Min.
Personenleistung; Jahresbeförderung Total900 Personen/h; 113000 Pers./Jahr

Anhang 2: Apparat

Bundesinventare
-ISOS (national)Lugano, città; Brè, villaggio
andere Inventare
-ISISObjekt-Nr.: 6900-02-0
Literatur
-XLIII Assemblea generale della Società Svizzera Ingenieri e Architetti nel Cantone Ticino, 4-5 e 6 settembre 1909, Locarno 1909
-Rivista tecnica della Svizera italiana. Organo della Società Ticinese degli Ingenieri ed Architetti, Lugano: 1912, no. 1, p. 7-11; 1912, no. 12, p. 183-186
-Poggioli, Dino: Il movimento turistico e l'industria alberghiera di Lugano (tesi di laurea Berna), Bellinzona: 1939
-Lugano, INSA Inventario Svizzero di Architettura 1850-1920, vol. 6, Zurigo: Orell Füssli, 1991, p. 205-355
-Schweizer Heimatschutz (Hg.): Die schönsten Verkehrsmittel der Schweiz, Zürich, 2007, p. 56
e-docs
-http://www.stahlseil.ch/gallery/main.php?g2_itemId=71666  
-http://www.bahn-bus-ch.de/bahnen/fmb/foto-a.html  
-http://www.varesefunicolari.org/altre/suvigl.html  

Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten

Jahre Graphik

Anhang 4: Relationen

HerstellerBellBell
Nächste Sektion61.008StBCassarate - Monte Brè sezione 2, Lugano

Anhang 5: Bildauswahl

520_7924.JPG 520_9153.JPG 520_9211.JPG
520_8716.JPG 520_8799.JPG 520_8656.JPG
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