Der pyramidenförmige Monte San Salvatore am Lago di Lugano bietet eine vorzügliche Rundsicht. Der Anwalt Antonio Battaglini (1845-1923) aus Lugano erhielt 1885 eine Konzession für den Bau einer Zahnradbahn auf den S. Salvatore. Bereits 1887 wurde diese ersetzt durch eine neue Konzession für den Bau und Betrieb einer Standseilbahn von Paradiso auf den Gipfel des S. Salvatore. Diese Konzession verkaufte Battaglini an Franz Joseph Bucher-Durrer (1834-1906) und Josef Durrer-Gasser (1841-1919), die bereits vorgängig das Projekt der Standseilbahn ausgearbeitet hatten. Der Bau der Bahn begann im Juli 1888 und war im März 1890 fertig gestellt. Für den Oberbau war Ingenieur Roman Abt zuständig, während Brücken, Wagen und mechanische Einrichtungen von der Firma Bell & Cie geliefert wurden.
Die eingleisige Standseilbahn nimmt ihren Anfang in der Nähe des am See gelegenen Paradiso und führt in zwei Sektionen auf den Gipfel. Die gerade Linie der unteren Sektion überbrückt zuerst das Trassee der Gotthardbahn und etwas weiter oben das Calprino-Tal. Ab der Umsteigestation Pazzallo nimmt die gegenüber dem unteren Abschnitt deutlich steilere Strecke zuerst einen S-förmigen Verlauf, bevor sie als gerade Linie die Bergstation erreicht.
Die später durch Anbauten erweiterte Talstation in Paradiso erscheint als spätklassizistischer Baukörper mit massivem Erdgeschoss und hölzernem Obergeschoss; seitlich daran ist eine offene Abfahrtshalle angeordnet. Die Zwischenstation mit der Antriebsgruppe sowie die Bergstation sind zurückhaltender ausgebildet.
Die durchwegs einspurige, in zwei Sektionen unterteilte Strecke besitzt keine Ausweichen: das heisst auf jeder Sektion fährt nur ein Wagen. Im unteren Teil verläuft die Linie in einem Schutthaldeneinschnitt, während sie im oberen Teil in den Dolomitfelsen eingeschnitten oder auf hohem Mauerwerk gelagert ist. Die Abt-Zahnstangen wurden beim Umbau 1926 entfernt. Beeindruckende, mehrfach verstärkte Fachwerkbrücken führen über den Einschnitt der Gotthardbahn und das Calprino-Tal. Daneben bestehen verschiedene gemauerte Wegüberführungen sowie die Unterführung der Calprino-Strasse.
Die ursprünglichen Wagen mit zweiachsigem Fahrgestell wurden 1926 durch zwei neue, je 70 Personen fassende Wagen mit vierachsigem Fahrgestell und integrierter Zangenbremse ersetzt. Die 1957 in Betrieb genommenen neuen Wagen erhielten je zwei zweiachsige Drehgestelle mit Schnellschlussbremsen der Firma Bell sowie Wagenaufbauten der Flug- und Fahrzeugwerke, Altenrhein. Die in selbsttragender Stahlkonstruktion erstellten Aufbauten fassen seit dem Umbau durch die Firma Gangloff im Jahr 2001 je 60 Fahrgäste.
Die Antriebsgruppe in der Mittelstation war zur Leistungssteigerung mehrfach nachgerüstet worden (unter anderem 1927 und 1957). Bei der letzten Erneuerung der Anlage 2001 wurden sowohl Motor, Getriebe, Bremsen als auch die gesamte Steuerung ersetzt.
Die einspurige, elektrische Standseilbahn auf den Monte San Salvatore verkörpert ein aussergewöhnliches Standseilbahnprinzip. Die Anlage besteht aus zwei Teilstrecken ohne Ausweichen, die je von einem durch den Antrieb in der Zwischenstation bewegten Wagen befahren werden. Die bezüglich Streckenführung und Betriebsprinzip erhaltene Bahn ist ein Werk der Bahnpioniere Bucher & Durrer. Die Kernbauten der Stationsgebäude und die beeindruckenden Fachwerkbrücken stammen aus der Bauzeit. Zur Leistungssteigerung und Sicherheitsanpassung der Bahn erfolgten im Laufe der Zeit verschiedene Erneuerungen. Die letzte Erneuerung manifestiert sich besonders im modernen Design der 2001 umgebauten Wagen. Die zuerst durch stark besiedelte und dann immer mehr durch natürlich belassene Landschaft führende Bahn hat vornehmlich touristischen Charakter. Neben der Infrastruktur (Restaurant, Museum und Kirche) bietet der Gipfel des San Salvatore eine herrliche Rundsicht auf den Luganersee, auf die Stadt Lugano und deren Umgebung sowie auf die Alpenkette.
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Idée de mise en valeur (vision) | | Erschliessung eines der bekanntesten Berggipfels der Schweiz; Parallelkonzessionen a) Zahnradbahn b) Standseilbahn |
Conception de la ligne, planification, mise en place | | zweiteilige Streckenführung, bei der der obere Abschnitt eine erheblich grössere Neigung aufweist; gerade Linienführung bis zur Mittelstation; zur unteren Linie schräg fortsetzende, in eine S-Kurve übergehende u. schliesslich wieder gerade weiterführende obere Strecke; wirtschaftlich optimierte Lösung, da Antrieb in Zwischenstation (Wegfallen der Ausweiche, dünneres Seil); unterschiedliche Steigungen der beiden Sektionen; interessante Disposition in Mittelstation (Grundriss, Treppe) |
Technique | | |
Construction technique typique, exécution, solution et matériaux | | einspurige elektrische Standseilbahn mit Pendelbetrieb als Zweisektionenanlage ausgeführt u. mit mittiger Antriebs- bzw. Umsteigestation; ohne Ausweiche; ursprünglich Energie von der Kraftwerkzentrale in Maroggia (auch von Bucher & Durrer), seit 1960 am Netz der Officina elettrica von Lugano |
Signification, principe, fournisseur | | eine der frühesten u. kühnsten Planungen u. Anlagen von Bucher & Durrer |
Ouvrages d’art: ouvrages de ligne, bâtiments | | |
Travaux d’ingénieurs | | aus der ersten Bauphase beeindruckende Fachwerkbrücke über Gotthardbahnlinie u. über das Calprino-Tal, gemauerte Wegüberführungen u. Unterführung der Calprino-Strasse |
Architecture | | spätklassizistische Talstation im Schweizer Holzstil, als Kopfbau ausgebildet mit jüngeren seitlichen Annexen; Zwischen- u. Bergstation zurückhaltender, aber sehr sorgfältig u. intelligent ausgebildet |
Construction architecturale typique ou particulière, exécution, solution, matériaux | | massiv, Holz; Talstation mit offener, seitlich angeordneter Abfahrtshalle |
Valeur typologique | | Stationsgebäude zu intakter Bahnanlage erhalten; Mittelstation mit Antrieb; Differenzierung Talstation u. Bergstation |
Authenticité du matériel, tradition idéale | | |
Importance et qualité des composants d’origine | | Linienführung, Kunstbauten u. Seilbahnprinzip aus der Ursprungszeit; spezielles Seilbahnsystem mit mittiger Antriebsstation |
Qualité des composants additifs | | kontinuierliche Nachrüstungen u. Verstärkungen für Leistungssteigerung u. Sicherheitsanpassungen; grosse Eingriffe 1927, 1957 u. 2001 Ersatz der Fahrzeuge |
Fonctionnalité | | als Touristenbahn stark beansprucht |
Histoire culturelle | | |
Personnages, entreprises, institutions | | Bucher & Durrer |
Economie, tourisme, trafic, militaire | | bedeutendes Angebot der zahlreichen Attraktionen des Tessiner Fremdenverkehrs |
Situation dans l’environnement | | |
Respect du paysage, de l’environnement naturel et du contexte urbain | | die zwei Teilstrecken befinden sich in unterschiedlich geprägten Landschaftsabschnitten: der Bereich der unteren Teilstrecke, die vom Bergfuss in die mittlere Höhe führt, ist besiedelt u. wird zunehmend verdichtet; die obere Teilstrecke führt durch Wald u. ist gut eingebettet |
Infrastructure | | |
Infrastructure touristique/ exploitation | | Restaurant Vetta; Museum; Kirche Vetta |
Réseau de communication | | Schiffsanlegestelle in Paradiso; Strassenbahn von Lugano nach Paradiso |
Parcours | | |
But de l'éxploitation | | Desserte touristique, Desserte privée / desserte d'entreprise |
Longueur (inclinée) | | 1629 m |
Dénivellation | | 602 m |
Pente maximale; moyenne | | 372 o/oo; 263 o/oo |
Ecartement de la voie | | 1000 mm |
Nombre de stations | | 3 |
Type de funiculaire | | 2 véhicules, sur voies indépendantes |
Infrastructure | | Construction mixte: maçonnerie-acier, Béton |
Ponts/viaducs, type de construction | | Maçonnerie (pierre), Construction métallique en treilis |
Ponts/viaducs, nombre | | 2 |
Pont/viaduc le plus long | | 130 m |
Tunnels, nombre | | 0 |
Bâtiments | | |
Nom de la station aval; Station aval type de construction | | 1888; Lugano Paradiso; Construction en bois, Construction massive (maçonnerie, béton) |
Nom de la station intermédiaire; Station intermédiaire type de construction | | 1888; Pazzallo; Construction massive (maçonnerie, béton), Construction métallique |
Nom de la station amont; Station amont type de construction | | 1888; M. San Salvatore; Construction massive (maçonnerie, béton), Construction métallique |
Câble | | |
Câble tracteur, diamètre | | 33 mm |
Actionnement | | |
Station d'entraînement | | à la station intermédiaire |
Moteur, nom du constructeur | | 2001; ABB |
Entraînement, type; Puissance du moteur | | Moteur à courant triphasé avec convertisseur de fréquence; 200 kW |
Réducteur, nom du constructeur | | 2001; Hansen |
Entraînement de secours (évacuation) | | Entraînement hydraulique actionné par moteur à combustion interne |
Freins | | |
Frein de service | | 2001; Freins à disque |
Frein de sécurité | | 2001; Freins à disque |
Freins embarqués | | 1957; Freins à pince sur rail |
Equipement mécanique | | |
Installations électriques | | |
Systeme de commande, nom du constructeur | | 2001; Sisag Altdorf |
Répétiteur de marche | | 2001; numérique |
Télésurveillance, nom du constructeur | | 2001; Sisag Altdorf |
Transmission de signaux | | de manière inductive par câble |
Mode d'exploitation | | Télécommandé par cabinier |
Organes de communication, système | | Téléphone, Radiophonique, Vidéo |
Véhicules | | |
Nombre de véhicules | | 2 |
Personnes par véhicule | | 60 |
Portes à mouvement automatique | | oui |
Carrosserie, nom du constructeur | | 2001; Gangloff |
Carrosserie, longuer; largeuer; hauteur | | mm; mm; mm |
Carrosserie, type | | Construction métallique |
Châssis, nom du constructeur | | 1957; Bell Kriens |
Châssis, nombre d'essieux | | 2x2 |
Fixation du câble tracteur | | Manchon coulé |
Performance de transport | | |
Vitesse de marche maximale; Durée du trajet | | 3.5 m/s; 12 min. |
Capacité de transport, personnes; transport annuelle | | 360 pers./h; 160000 pers./an |
Personnel de service nécessaire | | 2 pers. |
Bundesinventare |
- | BLN | Objekt-Nr.: 1810 San Salvatore |
- | ISOS (national) | Lugano, città |
andere Inventare |
- | ISIS | Objekt-Nr.: 6900-03-0 |
Literatur |
- | Ehrensperger, Erhard: Eine neue Schnellschlussbremse für Stand- und Luftseilbahnen, in: Schweizerische Bauzeitung SBZ, vol. 75 (1957), p. 697-705 |
- | Strub, Emil: Drahtseilbahn auf den Monte S. Salvatore bei Lugano, in: Schweizerische Bauzeitung SBZ, vol. 19/20 (1892), p. 35-39 |
- | Hunziker, Franz: Der Umbau der Seilbahn Lugano-San Salvatore, in: Schweizerische Bauzeitung SBZ, vol. 87/88 (1926), p. 69-73, 88-90 |
- | Poggioli, Dino: Il movimento turistico e l'industria alberghiera di Lugano (tesi di laurea Berna), Bellinzona: 1939 |
- | Standseilbahn Lugano-Monte San Salvatore, in: Bergbahnen der Schweiz, Siebnen SZ: Obersee Verlag, 1959, p. 369-370 |
- | Libotte, Armando: I cento anni della Funicolare San Salvatore, Lugano : Edizione Funicolare Monte San Salvatore, 1990 |
- | Lugano, INSA Inventario Svizzero di Architettura 1850-1920, vol. 6, Zurigo: Orell Füssli, 1991, p. 205-355 |
e-docs |
- | http://www.bahn-bus-ch.de/bahnen/ms/foto.html |
- | http://www.funimag.com/suisse/san-salvatore01.htm |
- | http://montesansalvatore.ch/de/seilbahn/unternehmen |