61.044 Kriens - Sonnenberg, Kriens, Standseilbahn


61.044Kriens - Sonnenberg
Standseilbahn

Ort, KantonKriens, LU
Koord. Talstation663.701/209.924 ; 496 m.ü.M
Koord. Zwischenst.663.593/210.250 ; 583 m.ü.M
Koord. Bergstation663.366/210.655 ; 706 m.ü.M
EinstufungRegional
Besuch25.05.2007 rs
Inventar21.11.2010 pb

BetreiberinSonnenbergbahn AG Kriens
HerstellerBell
wwwhttp://www.erlebnis-sonnenberg.ch/bahn.htm

Baujahr1902
Erstinbetriebsetzung1902
Umbauten1966; 1981; 2004; 2006

Situation

Beschreibung der Anlage

Vom Dorf Kriens führt eine Standseilbahn auf den anmutigen Hügelzug Sonnenberg westlich der Stadt Luzern. Die Anreise zum bereits 1857 auf dem Sonnenberg errichteten Kurhaus (abgebrochen 1954) war vorerst beschwerlich, deshalb reichten der Maschineningenieur Xaver Buss, Kriens, und der Hotelier J. A. Widmer, Betreiber des Hotels Sonnenberg und des Hotels Riviera Palace in Menton (F), 1899 ein Konzessionsgesuch für den Bau einer Drahtseilbahn ein. Nachdem die Strassenbahnstrecke Luzern-Kriens bis zur zukünftigen Talstation der Sonnenbergbahn verlängert worden war, konnte 1901 mit dem Bau der eingleisigen Standseilbahn begonnen werden. Verschiedene Unternehmungen waren am Bau der Bahn beteiligt. Die Firma Bell & Cie, von welcher auch das Gesamtprojekt stammte, stellte den mechanischen Teil des Antriebs, die Brücken und den Unterbau der beiden Wagen her. Die Firma Von Roll besorgte und legte den Oberbau und Brown Boveri aus Baden lieferte die ursprünglichen elektrischen Einrichtungen.
Die Linie der 1902 eröffneten Bahn verläuft bis zur Zwischenstation Zumhof leicht gekurvt durch eine kleine Schlucht sowie einen Tunnel und dann gerade über die Ausweiche bis zur Bergstation.
Die schmucke, von Arnold Cattani entworfene Talstation ist dem Schweizer Holzstil verpflichtet. Das Gebäude besass ursprünglich eine Doppelfunktion: In der überdachten Halle befand sich die 1947 aufgehobene Endstation der Tramlinie aus Luzern, während der Nebentrakt noch heute als Talstation der Sonnenbergbahn dient. Die Mittelstation knapp unterhalb der Ausweiche verfügt über ein schlichtes Wartehäuschen. Die zweigeschossige Bergstation mit begehbarem Dach ist im Bereich Quergang und Einfahrtshalle aus Holz konstruiert. Die weitgehend im Originalzustand erhaltene Bergstation ist ebenfalls dem Schweizer Holstil verpflichtet.
Die Strecke der Sonnenbergbahn ist eingeleisig und besitzt eine Abt'sche Weiche. Sie führt durch einen 88 m langen Tunnel und über zwei Stahl-Fachwerkbrücken.
Die beiden Wagen besitzen noch weitgehend die zweiachsigen, mit Zangenbremsen ausgerüsteten Original-Fahrgestelle der Maschinenfabrik Bell & Cie. Die Fahrgestelle wurden 2005 durch die Firma Garaventa fachgerecht instand gesetzt. Die hölzernen, 30 Personen fassenden Wagenkasten sind 1988 sorgfältig nach alten Plänen rekonstruiert worden.
Die Komponenten der Antriebsgruppe in der Bergstation entstammen im Wesentlichen den Umrüstungen von 1966 (Getriebe) und 2005 (Motor, Betriebs- und Sicherheitsbremsen); gleichzeitig wurden die Steuerung und die Fernüberwachungsanlage erneuert.
Die von der Gemeinde Kriens - als Hauptaktionärin - betriebene Standseilbahn erschliesst ein wichtiges Naherholungsgebiet im Raum Luzern. Die auch bei Touristen beliebte Bahn wird im Saisonbetrieb von April bis November geführt.


Gesamtwürdigung

Die Sonnenbergbahn in Kriens ist eine repräsentative, in grossen Teilen erhaltene Standseilbahn des bekannten einheimischen Seilbahnherstellers Bell. Die gepflegte Anlage besitzt neben beachtlichen Streckenbauwerken zwei schmucke Stationsbauten. Die Tal- und die Bergstation bilden herausragende Beispiele der Architektursprache des Schweizer Holzstils. Die bezüglich Antrieb, Bremsen und elektronischen Einrichtungen nachgerüstete Bahn besitzt noch weitgehend die Original-Fahrgestelle. Die hölzernen, blau und weiss gestrichenen Wagenkasten sind gemäss den ursprünglichen Plänen rekonstruiert worden. Nach einer turbulenten Vergangenheit mit mehreren temporären Betriebseinstellungen überlebte die Sonnenbergbahn nicht zuletzt dank des Einsatzes der Krienser Bevölkerung für ihre Bahn. Die unter Denkmalschutz stehende Standseilbahn ist ein wichtiger Teil der Ausflugsdestination Sonnenberg, wo die Natur einen attraktiven Schauplatz für zahlreiche Freizeitaktivitäten und Erlebnisse bietet.


Bewertung

Konzeption
Erschliessungsidee (Vision)hochErschliessung des anmutigen Hügelzugs westlich der Stadt Luzern; Ausbau des bereits dichten Fremdenverkehrsangebots im Raum Luzern; Ausflugsziel; Kurhaus Sonnenberg
Linienführung: Planung, Umsetzunghocherstes Teilstück leicht gekurvt mit kurzem Tunnel (heute besiedelt), nach Zwischenstation gerade Streckenführung
Seilbahntechnik
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialiensehr hochklassische einspurige Standseilbahn mit Pendelbetrieb u. Abt'scher Weiche u. Zwischenstation
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Herstellersehr hochrepräsentativer, in zahlreichen Komponenten original überlieferter Zeuge einer klassischen Anlage des einheimischen, aber national bekannten Seilbahnherstellers Bell
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten
Ingenieurbauhochbemerkenswerte Streckenbauwerke (Kurztunnel, Strassenüberführungen)
Architektursehr hochschmucke, dem Schweizer Holzstil verpflichtete Stationsbauten; Bergstation zusammengesetzt aus Einfahrtshalle, Verbindungsgang u. zweigeschossigem, flach gedecktem Maschinenhaus (Aussichtsterrasse)
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialiensehr hochEinsteigehallen in Holzbauweise; Maschinenhaus massiv
bautypologische Bedeutungsehr hochTalstation mit Doppelfunktion: überdeckter Vorplatz für Endstation Tramlinie; Übergang Tramlinie zu Standseilbahn; intergale, aus der ursprünglichen Erbauungszeit stammende Elemente des Gesamtkomplexes Bahnanlage
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung
Umfang und Qualität der ursprünglichen KomponentenhochLinienführung, Streckenbauwerke, Fahrbetriebsmittel u. Hochbauten
Qualität der Nachrüstungenhochvollständiger Ersatz von Getriebe (1966), Motor u. Steuerung (2005)
funktionale Unversehrtheitherausragendnach wie vor als Ausflugsbahn in Betrieb
Kulturgeschichte
Personen, Firmen, InstitutionenhochInitianten Maschineningenieur Xaver Buss u. Hotelier J. A. Widmer, Betreiber des Hotels Sonnenberg u. des Hotels Riviera Palace in Menton (F)
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militärsehr hochNaherholungsgebiet der Stadt Luzern; Teil des touristischen Angebots im Raum Luzern
Räumliche Situation
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontextssehr hochvom Rand der Besiedlung zu vorstädtischem Ausflugsgebiet; insbesondere der obere Teilbereich in malerischer Hügellandschaft; Spur beidseitig teilweise von Bäumen flankiert; Talstation zwischen Villen gestellt
Infrastruktur
touristische/betriebliche Infrastruktursehr hochursprünglich, westlich der Bergstation stehendes Kurhaus u. Hotel Sonnenberg von 1857 (abgebrochen 1954/55); neues Hotel-Restaurant Sonnenberg östlich der Bergstation von 1962
Verkehrsnetzesehr hochzur ursprünglichen Planung gehörte die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz von Luzern (Strassenbahn); heute in unmittelbarer Nähe der Talstation Bus-Endhaltestelle (Obernauer-/Luzernstrasse)

Anhang 1: Technische Daten

Strecke

BetriebszweckTouristisch, Öffentliche Erschliessung
Streckenlänge (schief)830 m
Höhendifferenz206 m
Neigung Maximal; Mittelwert425 o/oo; 256 o/oo
Spurweite1000 mm
Anzahl Stationen3
Standseilbahnprinzip2 Wagen mit Abtscher Weiche
UnterbauBeton, Schotter, Mauerwerk
BrückentypenStahl-Fachwerk
Anzahl Brücken2
Längste Brücke21 m
Anzahl Tunnels1
Tunnel Gesamtlänge; Längster Tunnel88 m; 88 m

Hochbauten

Talstation Konstruktion1902; Holzbau, Massiv (Beton/Mauerwerk)
ArchitektArnold Cattani
Zwischenstation Name; Konstruktion1985; Zumhof; Holzbau, Massiv (Beton/Mauerwerk)
Bergstation Konstruktion1902; Holzbau, Massiv (Beton/Mauerwerk)
ArchitektArnold Cattani (?)

Seile

Zugseil Durchmesser29 mm

Antrieb

Antrieb Ortin Bergstation
Motor Hersteller2005; ABB
Antriebstyp; MotorleistungDrehstrommotor mit Frequenzumrichter; 40 kW
Getriebe Hersteller1966; Kissling
Notantrieb für RäumungDurch Schwerkraft

Bremsen

Betriebsbremse1966; Scheibenbremsen
Sicherheitsbremse1966; Scheibenbremsen
Fangbremsen1901; Zangenbremse auf Schiene

Mechanische Einrichtungen

Elektrotechnische Einrichtungen

Steuerung Hersteller2005; Frey
Kopierwerknicht vorhanden
Fernüberwachungsanlage Hersteller2005; Frey
SignalübertragungInduktiv über Linienleiter
FahrregimeFernbedient durch Fahrzeugbegleiter
Kommunikations SystemTelefon, Funk

Fahrbetriebsmittel

Anzahl2
Plätze / Fahrzeug30
Nutzlast2480 kg
Automatische Türennein
Wagenaufbau Hersteller1901; Schreinerei Kloster Engelberg
Wagen Länge; Breite; Höhe6800 mm; 2040 mm; 3450 mm
Wagenaufbau TypHolz
Fahrgestell Hersteller1901; Bell
Fahrgestell Anzahl Achsen2
ZugseilbefestigungVergusskopf

Förderleistung

Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit1.5 m/s; 10 Min.
Personenleistung; Jahresbeförderung Total185 Personen/h; 47000 Pers./Jahr
Notwendiges Betriebspersonal2 Pers.

Anhang 2: Apparat

Kantonale Inventare
-LU: Kantonales Inventar schützenwerter Güter, Aufnahme 2001schützenswert
andere Inventare
-ISISObjekt-Nr.: 6010-01-0
Archive
-SWA BS Verkehr B 136 (Drahtseilbahn Kriens-Sonnenberg)
Literatur
-Wanner, R.: Seilbahn-Nostalgie in Kriens, in: Eisenbahn-Amateur, 2004/6, 315
-Schweizer Heimatschutz (Hg.): Die schönsten Verkehrsmittel der Schweiz, Zürich, 2007, S. 48
e-docs
-http://www.seilbahn-nostalgie.ch/sonnenberg.html
-http://www.activehotels.com/1/de/1/3278975-hotel-sonnenberg-luzern.html
-http://www.erlebnis-sonnenberg.ch/bahn.htm
-http://www.bahn-bus-ch.de/bahnen/ksb/foto.html

Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten

Jahre Graphik

Anhang 4: Relationen

HerstellerBellBell

Anhang 5: Bildauswahl

Zwischenstation Bergstation, Wagen Fahrbetriebsmittel Bedienkasten
Fangbremsen Fahrgestell Untersicht Motor
Betriebs- und Sicherheitsbremsen Antriebsscheibe Antriebsscheibedetail
Seilführung



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